Mittwoch, 25. April 2018

Wie NEOCON, NATO,gewisse europ. Zirkel den Nahen Osten mithelfen zu destabilisieren. Sie woll(t)en keinen Frieden sondern nur Tod.

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Saudi Arabien mit seinen rund 31 Millionen Einwohnern und die Familie Saud sind eine Einheit. Es ist das einzige Land der Erde, das genauso heißt wie seine Herrscherfamilie. Und in keinem anderen Land der Erde haben religiöse Führer eine solche Macht und einen solchen Einfluss auf die Regierung.


Die mittelalterlichen Vorstellungen der heutigen Religionsgelehrten gehen auf Muhammed ibn Abd al-Wahhab (1702 – 1792) zurück, von dessen Namen sich der Begriff Wahhabismus ableitet. Al-Wahhab forderte einen Glauben, der allen Freuden des Lebens entsagte. Im Jahr 1744 fanden sich der religiöse Eiferer al-Wahhab und die Dynastie der Sauds in einer Allianz zusammen, um islamische Stämme auf der arabischen Halbinsel zu unterwerfen und die Haschemiten aus Mekka und Medina zu vertreiben. Seit dieser Zeit besteht ein enges Bündnis zwischen dem Hause Saud und dem jeweiligen Großmufti, dem eine eigene Religionspolizei untersteht, die gegen „Laster“ aller Art vorgeht.


Genauso so, wie es auch der Islamische Staat IS praktiziert.
Der erste Herrscher von Saudi-Arabien hieß Abdel Aziz ibn Saud, der sich siebzehn Frauen erfreute, mit denen er 36 Söhne zeugte. Der fortpflanzungsfreudige Herrscher legte den Grundstein für die 8.000 Prinzen, die heute in Saudi Arabien alimentiert werden wollen.
Seit Jahrzehnten finanziert Saudi Arabien mit seinen hohen Öleinnahmen die Verbreitung eines ultraorthodoxen, extrem intoleranten und sinnesfeindlichen Wahhabismus in alle Welt.
Den Anfang nahm dies durch König Feisal (Reg.zeit 1964 bis 1975), der eine Islamische Weltliga gründete. Ab Ende der 70er Jahre war Saudi Arabien unter König Chalid (Reg.zeit 1975 bis 1982) daran beteiligt, in Afghanistan zusammen mit den USA al-Kaida mit Geld und Waffen bei deren Kampf gegen die Sowjets zu unterstützen.

Unter König Fahd (Reg.zeit 1982 bis 2005) wurden mit saudischem Geld weltweit 1.500 Moscheen ebenso wie islamische Universitäten und Kulturzentren errichtet.[1] Missionare werden noch heute in Form von Predigern entsandt, deren Netzwerk sich inzwischen über den ganzen Erdball erstreckt. Der Wahhabismus bekämpft nicht nur jede andere Religion, sondern auch gemäßigte Formen des Sunnismus wie den mystischen Sufismus oder auch den moslemischen Glauben der Schiiten. Erlaubt ist nur die reine Lehre. Dabei sind selbst fünfzehn Prozent der saudischen Bevölkerung schiitischen Glaubens. Sie leben in der ölreichen Ostprovinz als Bürger zweiter Klasse.
Wahhabismus ist die Glaubensrichtung, die sich dschihadistische Kämpfer von al-Kaida bis zum Islamischen Staat auf die Fahnen geschrieben haben.

Saudi Arabien ist eine Gerontokratie.

Alle bisherigen Herrscher Saudi Arabiens sind Söhne des Staatsgründers Abdel Aziz ibn-Saud. Der Vorgänger des heutigen Königs Abdullah ibn Abd al-Aziz (Reg.zeit 2005 bis 2015) kam erst mit 80 Jahren auf den Thron. Und der jetzige König Salman bin Abdulaziz al-Saud wurde 1935 geboren und zählt somit 83 Jahre. Im Jahr 2015 ernannte König Salman seinen Neffen, den 1985 geborenen Mohammed bin-Salman, zum Kronprinzen, der seither faktisch die Regierungsgeschäfte führt.
Mittelalter und Moderne sind in Saudi Arabien untrennbar miteinander verwoben. Recht gesprochen wird nach der Scharia, d.h. Dieben wird die Hand abgehackt, Ehebrecherinnen werden gesteinigt und Verbrecher gekreuzigt.
Das kann man als Video gucken oder die Hinrichtungsstätten mit der modernen U-Bahn erreichen und die Bestrafungen live verfolgen. Dafür sind Kino und Theater verboten, ebenso wie der Besitz einer Bibel. Nein, nicht mehr ganz, denn der Kronprinz gibt sich als Reformer: In Saudi Arabien konnte dieser Tage zum ersten Mal ein Film öffentlich gezeigt werden.
Mohammed bin-Salman

plant nun, Anteile der staatlichen Ölgesellschaft Aramco zu verkaufen und mit dem Geld den größten Investmentfond der Welt aufzulegen. Saudi Arabien will um jeden Preis die Führungsmacht der arabischen Welt sein. Er führt einen erbarmungslosen Krieg gegen den armen Jemen, dem er unterstellt, mit dem Iran im Bunde zu sein. Bei seinem Streben um die Vormachtstellung, unterstützt von den USA und deren Abhängigkeit vom Petro-Dollar, war Libyen als Konkurrent im Weg.
Mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass es der Wahhabismus Saudi Arabiens ist, der Krieg und Terror in die Welt trägt.

 

KATAR – Gefährder der Vormachtstellung Saudi Arabiens

Das winzige Katar mit seinen 300.000 Einwohnern ist dank seiner Erdöl- und vor allem Gasvorkommen das Land mit dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Daneben leben in dem Emirat 1,7 Millionen Ausländer, die meist unter ausbeuterischen Bedingungen alle Arbeiten verrichten und von Amnesty International als moderne Sklaven bezeichnet werden.
Auch in diesem Wüstenstaat verschränken sich Reichtum, Mittelalter und Moderne.
Vater des heutigen Emirs von Katar war Scheich Hamad bin Khalifa al Thani. Er kaufte sich Anteile u.a. an Siemens und VW, Louis Vuitton und Barclays.
Tamim bin Hamad al-Thani wurde bereits 2002 Chef des Internationalen Olympischen Komitees,

seit 2013 ist er auch der Herrscher Katars. Der sportbegeisterte Emir wird 2022 die Fußballweltmeisterschaft in seiner Hauptstadt Doha ausrichten. Mit München pflegt Katar besondere Kontakte: Der Edelfußballclub Bayern München schlägt hier dank der luxuriösen Sportanlagen im Winter sein Trainingsquartier auf.


Katar zeigt sich nicht nur als Sportnation, sondern auch als Kulturnation. Es gibt ein von einem französischen Stararchitekten erbautes Museum für die weltweit größte Sammlung islamischer Kunst. Das ist für ein Land, in dem der Wahhabismus Staatsreligion ist, beachtlich.
In Katar betreiben die USA ihren größten Luftwaffenstützpunkt und haben die US-Streitkräfte im Nahen Osten ihren Hauptsitz. Während Katar die Dschihadisten in Libyen und Syrien unterstützt, fliegen von hier aus US-amerikanische Kampfjets ihre Einsätze gegen den IS in Syrien. Mehr Schizophrenie ist kaum möglich.


Neben Saudi Arabien und den VAE hatte sich von den arabischen Ländern vor allem Katar im sogenannten „arabischen Frühling“ engagiert, um Moslembrüder an die Macht zu bringen. Waffen wurden geliefert, Kämpfer finanziert und ausgebildet. Und nicht erst seit dem Untergang der Moslembrüder in Ägypten ist Katar ein sicherer Zufluchtsort für Dschihadisten aller Couleur.


Im Widerspruch dazu stehen die guten Kontakte, die al-Thani mit dem Iran pflegt, der z.B. im syrischen Bürgerkrieg ein Verbündeter von Syriens Präsidenten Assad ist, den wiederum die von Katar gesponserten Dschihadisten der al-Nusra-Front, einem Ableger von al-Kaida, stürzen wollten.


Eine wichtige politische Rolle beim sogenannten „arabischen Frühling“ spielte der katarische Fernsehsender al-Dschasira mit seinen geschätzt hundert Millionen Zuschauern. Zunächst für seine unzensierte und offene Berichterstattung bekannt, wandelte sich dessen Rolle bei Beginn des „arabischen Frühlings“. Es wurde dort gegen die Regierungen der betroffenen Länder wie Tunesien, Ägypten und Libyen gehetzt und die Moslembrüder unterstützt. Al-Dschasira war an der vordersten Medienfront bei der Verbreitung von Falschnachrichten z.B. über die Vorgänge in Libyen. Einen regelmäßigen Auftritt im Sender hat der radikale Moslembruder al-Karadauwi.


Die brutalen Kriegsspiele in Nordafrika gingen für Katar nicht auf. 

  In Ägypten hatte der Moslembruder Mursi nur eine kurze Halbwertszeit. Er wurde mit Hilfe von Saudi Arabien, die in den Moslembrüdern eine Terrororganisation sehen, gestürzt.


Nach der Machtübernahme von Donald Trump in den USA, der sich wieder der Wichtigkeit Saudi Arabiens besann, kam es zum Bruch zwischen Saudi Arabien und Katar. Ausgerechnet Saudi Arabien warf Katar die Unterstützung von Terrorismus vor. 2017 beendeten Saudi Arabien, Ägypten, Bahrain und die VAE die diplomatischen Beziehungen zu Katar und unterwarfen das Land einem Handelsboykott.

Ultimativ wurde gefordert, die Unterstützung von Dschihadisten zu unterlassen. Gewünscht wurde auch, Katar möge seine guten Kontakte zum Iran beenden. Die Kritik Saudi Arabiens und anderer arabischer Länder wie Ägypten richtete sich auch gegen al-Dschasira, dessen Schließung ebenfalls gefordert wurde. Saudi Arabien hatte in Konkurrenz zu dem katarischen Sender bereits 2003 einen eigenen Satellitensender gegründet: al-Arabiya.
Als Freunde Katars verblieben nicht nur der Iran, sondern auch die Türkei, die auf die wirtschaftliche Hilfe Katars angewiesen ist und deren Parlament im Juni 2017 sogar ein Verteidigungsabkommen mit Katar gebilligt hat und mehrere tausend Soldaten im Land stationierte.
Katar, das Moslembrüder und al-Kaida unterstützte, ebenso wie dies Saudi Arabien bis zur Wahl Trumps getan hatte, war Saudi Arabien, das seine Vormachtstellung behaupten wollte, eindeutig zu stark geworden.

 

LIBYEN – dritter Player im Spiel um die arabische Vormachtstellung

Der gnadenlose Machtkampf um die Vorherrschaft der im Ölgeld schwimmenden reichen arabischen Staaten bezog auch Libyen mit ein.
Muammar al-Gaddafi war im Begriff, die Vormachtstellung von Saudi Arabien zu untergraben. Auch das kleine Katar, das sich gerade bemühte, Saudi Arabien auszustechen, hätte gegen das am Mittelmeer gelegene Libyen wenige Chancen gehabt.


Als ab 1997 das Handelsembargo gegen Libyen langsam beendet wurde, nahm das Land einen großen Aufschwung. Nach dem kompletten Fall des Embargos schöpfte Libyen alle Möglichkeiten aus und das Land erlebte einen Wirtschaftsboom. Riesige Bauprojekte wurden durchgeführt oder waren in Planung, unter anderem ein neuer internationaler Flughafen von Tripolis. Er sollte der der größte Flughafen Afrikas werden. Riesige Summen wurden in die Infrastruktur investiert, auch der Tourismus sollte angekurbelt werden. Ein zweites Abu Dhabi, diesmal nicht im Wüstensand, sondern an der Mittelmeerküste und in nächster Nähe zu Europa war im Entstehen.


Gegenüber Saudi Arabien und Katar hat Libyen viele Vorteile, auch aufgrund seiner geografischen Lage. Libyen ist nicht nur reich an hochwertigem Öl, es besitzt auch riesige Süßwasserreserven. Es hatte bis zum Krieg 2011 einen immensen Staatschatz angesammelt und es hatte einen ganzen afrikanischen Kontinent, reich an Rohstoffen, vor allem auch reich an Gold, hinter sich. Libyen war dabei, die Verbindung nach Schwarzafrika verkehrstechnisch zu erschließen.


Unter Gaddafi hatte sich Libyen bis zum Jahr 2011 zu einem für arabische Verhältnisse modernen Sozialstaat gemausert, der im Vergleich zu anderen arabischen Staaten die Menschen- und Frauenrechte hochhielt.

Im Januar 2011 planten die Vereinten Nationen noch, der libyschen Dschamahirija den Menschenrechtspreis zu verleihen.[2] Anders als Saudi Arabien und Katar war Libyen, obwohl eine Stammesgesellschaft, nicht im Mittelalter verhaftet, sondern vorwärtsgewandt. Es gab eine moderne Rechtsprechung und der Wahhabismus wie der gesamte politische Islam wurde bekämpft.


Italien ist von Tripolis aus in nur wenigen Stunden per Schiff zu erreichen. Alte Verbindungen hatten sich zum Teil noch aus der Kolonialzeit erhalten. Auch mit dem neutralen Österreich bestanden seit den 70-er Jahren beste wirtschaftliche Verbindungen. Als Gaddafi jedoch glaubte, sich die Loyalität Sarkozys und damit Frankreichs erkaufen zu können, war er einem Irrtum unterlegen, der ihm das Leben kostete.


Vielleicht kann man noch verstehen, dass Saudi Arabien und Katar Gaddafi stürzen wollten, damit ihnen Libyen nicht ihren Führungsanspruch streitig machte. Erklärlich, dass die USA und deren engster europäischer Verbündeter Großbritannien mit von der Partie waren; jede sozialistische und unabhängige Regierung sollte vom Erdkreis getilgt werden. Und der geplante goldgedeckte Dinar, eine echte Konkurrenz zum US-saudischen Petrodollar, sollte weg.


Wie nun hinlänglich bekannt, hatte auch Sarkozy Interesse am Untergang Gaddafis. 


Unverständlich bleibt jedoch, warum das restliche Europa und damit viele Nato-Mitgliedstaaten bei der Zerstörung Libyens mitmachten.


Die Kriegsallianz hat ihr Ziel erreicht:


Das zerstörte Libyen stellt auf absehbare Zeit keine Konkurrenz mehr für die Golfmonarchien Saudi Arabien und Katar dar, die inzwischen selbst erbitterte Feinde sind. Es wird so schnell auch keine Konkurrenz für den Petro-Dollar durch einen afrikanischen Gold-Dinar geben. Libyens Vermögen und der Goldschatz sind weg und der Wiederaufbau des Landes wird Unsummen verschlingen. Doch der Preis, den die Nato-Kriegsallianz dafür zu zahlen hat, ist hoch.


Der Sturz Gaddafis hat Hillary Clinton die Präsidentschaft gekostet und wird Sarkozy vor Gericht bringen. Italien hat es für seine Beteiligung wohl am schlimmsten getroffen in Form des Flüchtlingsstroms aus Schwarzafrika. Es hat den etablierten Parteien den Wahlsieg gekostet und das Movimento Cinque Stelle M5S an die Macht gespült hat. Mittlerweile steht die gesamte EU vor einer Zerreißprobe, Angela Merkel kann ihren Führungsanspruch kaum mehr durchsetzen.


Wie drückte es die Libyerin Fauzia Tushani aus, eine nach dem Sturz Gaddafis nach Deutschland geflohene Libyerin, die Gaddafi sehr kritisch gegenüberstand: „Wenn Sie sich die Entwicklung im Irak und in anderen Ländern anschauen:


Überall wurden laizistische Systeme vom Westen abgeschafft, stattdessen kamen religiöse Fundamentalisten an die Macht. Das kann doch kein Zufall sein. Die besten Freunde des Westens sind die Religiösen: Saudi-Arabien und Katar. Viele Menschen bei uns glauben, dass der Westen mit den Religiösen unter einer Decke steckt. […] In Städten wie Tripolis gab es durch die Kolonialisierung westlich geprägtes Bürgertum. Es gab Universitäten, Frauen wie ich konnten studieren. Unsere Gesellschaft war erheblich näher an Europa dran als die Länder am Golf – und trotzdem kooperiert der Westen mit Saudi-Arabien und den anderen Golfstaaten.“[3]


Fauzia Tushani zeigt sich übrigens überzeugt, dass bei Wahlen Seif al-Islam Gaddafi die Macht in Libyen erringen werde.
Für Europa kann es tatsächlich eine Chance sein, wenn Seif al-Islam Gaddafi libyscher Präsident wird. Er könnte das libysche Chaos wieder in den Griff bekommen und damit vielleicht auch ein Stück weit die EU retten.


Anmerkungen:


  • [1] Ulrich Kienzle „Tödlicher Naher Osten“, Stuttgart 2017

  • [2] Das 23-Seiten Dokument: UNO-Dokument bezüglich Gaddafi

  • [3] in: Ulrich Kienzle „Tödlicher Naher Osten“, Stuttgart 2017