Mittwoch, 2. August 2023

„Irreversibler Schaden“: Transhype und junge Mädchen

 

 

„Irreversibler Schaden“: Transhype und junge Mädchen


„Irreversibler Schaden“ von Abigail Shrier: „Der Trans-Hype, der junge Mädchen heimsucht, ist wie die Hexenjagden des Mittelalters“.

Heute erscheint das aktuell wichtigste Buch über den Transgenderismus bei jungen Frauen, „Irreversibler Schaden“ der New Yorker Journalistin Abigail Shrier. Shrier ist allerdings keine fanatische, fundamentalistische Trans-Hasserin, ganz im Gegenteil. Sie ist eine liberale, aufgeklärte Reporterin, die 2018 einen Aufsatz im Wall Street Journal über den „Transgender-Sprachkrieg“ veröffentlichte. Daraufhin erreichten sie so viele Zuschriften von betroffenen Eltern, dass ihr klar wurde, es handele sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem: Immer mehr junge Frauen, gerade im pubertären Alter, haben heute mit „Genderdysphorie“ zu kämpfen. Warum dies so ist, dem geht sie in ihrem Buch, das heute im Kopp Verlag erschienen ist, sensibel, neugierig und unerschrocken auf den Grund. Werbung für das Buch wurde auf Amazon in USA zensiert, kein anderer deutscher Verlag wollte das heiße Eisen anfassen. 

Philosophia Perennis bringt exklusiv einen ersten Auszug auf Deutsch.

Lucy war schon immer ein „mädchenhaftes Mädchen“, versicherte ihre Mutter. Als sie klein war, trug sie Kleidchen und hohe Schuhe, um ihre Aufgaben zu erledigen. Ihr Kinderzimmer war voller Bernie Babys und ihrer vielen Haustiere: Kaninchen, Meerschweinchen und Sittiche.

Verkleiden war ihr Lieblingsspiel. Sie hatte eine große Kiste voller Kleider und Perücken, die sie anzog, um in eine Reihe verschiedener Rollen einzutauchen – alle weiblich. Sie war ein typisches Mädchen der 1990er, die mit Disney-Prinzessinnen aufwuchs – zuerst Arielle, die Meerjungfrau und später die Twilight-Filme.

Unsicherheit und Depressionen

Lucy war ein begabtes Kind. Mit fünf konnte sie wie ein Viertklässler lesen. Sie war künstlerisch talentiert und gewann später einen Preis des Landkreises. Als sie die Mittelstufe erreichte, wuchs jedoch ihre Unsicherheit. Eine Flut der Depression überkam sie. Ihre wohlhabenden Eltern – ihre Mutter war eine bekannte Anwältin in den Südstaaten – machten Termine bei Therapeuten und Psychologen, die sie behandelten und ihr Medikamente verschrieben. Aber weder Gesprächstherapeuten noch Drogen halfen ihr bei ihren sozialen Problemen: Cliquen, die sie ablehnten, ihre nervöse Neigung, bei den sozialen Prüfungen der beliebten Mädchen zu versagen.

Jungs waren weniger problematisch. In der Mittelschule und Highschool hatte sie Jungs als Freunde und feste Freunde. Ihr Familienleben war schwierig: Ihre ältere Schwester geriet in eine Drogenabhängigkeit, die ihre Familie wie ein Orkan heimsuchte und die gesamte Aufmerksamkeit ihrer Eltern abverlangte. Nach ihrem ganzen Auf und Ab wurde Lucy irgendwann als Bipolar II diagnostiziert. Weibliche Freunde zu finden und zu behalten wurde eine ständige Herausforderung, die sich nie wirklich zu ihren Gunsten wendete.

„… um dazuzugehören“

Ihr Studium an einem privaten College in Neuengland begann, wie so oft heutzutage, mit der Einladung, ihren Namen, ihre sexuelle Orientierung und ihre Gender-Pronomen anzugeben. Lucy ergriff diese Chance, um sich neu zu definieren, um dazuzugehören und sich mit einer besonderen Gruppe identifizieren zu können. Als ihre Unsicherheit im Herbst wieder aufflammte, beschloss sie zusammen mit einigen Freundinnen, dass ihre Angst eine modische Erklärung hatte: „Genderdysphorie“. Innerhalb eines Jahres hatte sie eine Testosteron-Therapie begonnen. Aber ihre echte Sucht – die Droge, von der sie abhängig wurde – war die Verheißung, jemand anderes sein zu können. Ihr geschorener Kopf, ihre Jungsklamotten und ihr neuer Vorname wurden ihre Taufe und Wiedergeburt als neuer Mensch: Als Junge.

Der nächste Schritt – falls sie so weit gehen wollte – wäre die „Top Surgery“ (Obenrum-OP), ein Euphemismus für eine freiwillige doppelte Mastektomie.

„Woher wissen Sie, dass das keine echte Genderdysphorie war?“, fragte ich ihre Mutter.

„Sie hatte einfach noch nie solche Anzeichen gehabt“, so die Mutter. „Ich habe nie zuvor von ihr gehört, dass sie sich in ihrem Körper unwohl fühlt. In der vierten Klasse hat sie das erste Mal ihre Tage bekommen, was ihr total peinlich war, weil sie so früh dran war, aber sie hat sich nie über ihren Körper beklagt.“

Ihre Mutter machte eine Pause und suchte nach der richtigen Erinnerung. „Als sie 5 war habe ich ihr einen Bubikopf verpasst und sie hat Kübel geweint, weil sie nicht wie ein Junge aussehen wollte. Sie hat es gehasst.“ Sie fügte hinzu: „Sie ist mit Jungs ausgegangen. Immer nur mit Jungs.“

Es geht nicht um Transgender-Erwachsene

In diesem Buch geht es nicht um Transgender-Erwachsene, auch wenn ich im Laufe meiner Recherche mit vielen solchen Erwachsenen gesprochen habe – die sich als Frauen fühlen und die sich als Männer fühlen. Sie waren allesamt gute, anständige, freundliche Menschen. Sie beschreiben das unaufhörliche Gefühl des Unwohlseins in einem Körper, in dem sie sich fehl am Platz fühlen, in einem Leben, das sich wie eine Lüge anfühlt. Es ist ein Gefühl, das sie schon ihr Leben lang verfolgt.

Sie haben von ihrer Dysphorie nie soziale Vorteile gehabt, sie hat sie nie beliebter gemacht: Ganz im Gegenteil, es war meist peinlich oder unangenehm. Die meisten von ihnen kannten ihre ganze Jugend lang keinen anderen dysphorischen Menschen. Es gab noch keine Internetverbindung, das ihnen Vorbilder und Mentoren liefern konnte. Sie brauchten auch keine. Sie wussten genau, wie es ihnen ging. Sie fühlten sich einfach als anderes Geschlecht wohler. Sie wollen nicht dafür gefeiert werden, so zu sein, wie sie sind. Sie wollen hauptsächlich als ihr gefühltes Geschlecht „durchgehen“  – und meistens nicht weiter auffallen.

Ich habe mit vielen solcher Menschen offiziell und inoffiziell gesprochen. Ich habe sie für ihren Mut und ihre Aufrichtigkeit bewundert. Einer von ihnen wurde sogar ein Freund. Dass so viele Trans-Aktivisten in ihrem Namen sprechen wollen, ist weder ihre Schuld noch ihre Absicht. Diese Menschen haben mit dem aktuellen Trans-Hype, der junge Mädchen heimsucht, allgemein sehr wenig zu tun.

Wie die Hexenjagden

Ein besserer Vergleich sind die Hexenjagden der Heiligen Inquisition*, oder Modekrankheiten wie die Nervenleiden des 18. Jahrhunderts, die Nervenschwäche des ausgehenden 19. Jahrhunderts, oder die Magersucht, Bulimie und das „Ritzen“ im 20. Jahrhundert. Die Hauptrolle spielt dabei eine Darstellerin, die stets gern ihr eigenes Leid und ihren Schmerz in den Mittelpunkt stellt: Das Teenager-Mädchen.

Ihr Leid ist sicher echt. Aber in jedem dieser Fälle kommt sie zu einer falschen Selbstdiagnose – es ist eher die Kombination von Einbildung und Einwirkung von außen, als eine psychologische Tatsache.

Vor dreißig Jahren hätten sich solche Mädchen vielleicht bis auf die Knochen abgemagert, und sich dabei eine Fettabsaugung gewünscht. Vor zwanzig Jahren hätten solche Mädchen vielleicht eine „unterdrückte Erinnerung“ an Kindesmissbrauch entdeckt. Die neue Teenagermode heißt nicht „vom Teufel besessen sein“, sondern „Genderdysphorie“ und die Heilung heißt nicht Exorzismus, Abführmittel oder Fasten –  sondern Testosterontherapie und die „Obenrum-OP“.

Irreversibler Schaden“ von Abigail Shrier ist im Kopp Verlag erschienen.

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*Anm. DB: Es ist nach wie vor ein Vorurteil, dass die Hexenjagden auf die Inquisition zurückgehen, dass jedoch durch alle neueren Studien widerlegt ist. Im Kirchenstaat wurde keine einzige Hexe verbrannt. Der ganze Hexen- und v.a. auch Hexenwahn geht auf die vorchristliche Zeit in nicht romanischen Ländern zurück, Luther leitete selbst eine Hexenverbrennung in Mainz. In Südeuropa ist die Hexe nicht ausschließlich negativ konnotiert. So bringt etwa die Weihnachtshexe (Befana), nicht der hl. Nikolaus oder ein „Christkind“ in Italien den Kindern die Geschenke.

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