US-Finanzministerin Janet Yellen warnt vor einem Zahlungsausfall.
Die Zahl ist schier unfassbar: 31'417'200'000'000 Dollar! So hoch türmt sich der Schuldenberg der USA auf – und er wächst sekündlich an. 22 Jahre ist es her, dass die USA zum letzten Mal einen positiven Staatshaushalt ausweisen konnten. Die US-Finanzministerin Janet Yellen (76) rechnet damit, dass die USA am 19. Januar die Schuldenobergrenze erreicht.
Yellen forderte den US-Kongress deshalb am vergangenen Freitag dazu auf, das Schuldenlimit anzuheben oder ganz auszusetzen. Ansonsten drohe der weltweit größten Volkswirtschaft die Zahlungsunfähigkeit.
Was hätte eine Zahlungsunfähigkeit für die US-Bevölkerung für Folgen?
Dann könnte die US-Regierung ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen und müsste ihren Betrieb teilweise einstellen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätte dies unbezahlte Ferien zur Folge. Familien müssten ohne Kindergeld auskommen. Dutzende Millionen von Rentnerinnen und Rentner würden kein Geld von der staatlichen Rentenversicherung mehr erhalten, genauso wie Arbeitslose und Veteranen. Auch bei den Soldaten bliebe der Sold aus.
Wie sehr wäre die US-Wirtschaft betroffen?
Der US-Staat ist ein wichtiger Auftraggeber für Firmen im Land. Die Regierung könnte bei einer Insolvenz die offenen Rechnungen bei den Firmen nicht mehr begleichen. Die Folgen wären aber noch weit gravierender: Gemäß der Rating-Agentur Moody's könnte die US-Wirtschaft um vier Prozent sinken und die Beschäftigungslosigkeit auf neun Prozent steigen. Damit sind mehrere Millionen Jobs in Gefahr. Privathaushalte würden bis zu 15 Billionen Dollar an Vermögen verlieren.
Was würde das für die Schweiz und die restliche Welt bedeuten?
Ein großer Einbruch der größten Volkswirtschaft hätte gravierende Folgen für die gesamte Weltwirtschaft – und damit auch auf die Nachfrage nach Schweizer Gütern. Gemäß US-Finanzministerin Janet Yellen würde ein Zahlungsausfall der globalen Finanzstabilität «irreparablen Schaden» zufügen. Die Börse würde mit großer Wahrscheinlichkeit einen Sturzflug hinlegen. Als das Land Anfang 2019 vor der Zahlungsunfähigkeit stand, tauchte die US-Börse um 20 Prozent. Zudem würde eine Insolvenz die Banken auf der ganzen Welt hart treffen.
Droht den USA bei einer Insolvenz der Staatsbankrott?
Nein. Die Märkte rechnen fest damit, dass die Zahlungsunfähigkeit nur vorübergehend wäre und der Kongress die Schuldengrenze irgendwann erhöhen wird.
Wieso wartet der Kongress so lange zu?
Für die Anhebung der Schuldengrenze müssen beide Kammern, der Senat und das Repräsentantenhaus, ihre Zustimmung geben. Die Republikaner versuchen mit ihrer Blockadehaltung aktuell, Präsident Joe Biden (80) zu Kürzungen in seinem Staatshaushalt zu zwingen.
Geht von der hohen Verschuldung der USA eine Gefahr aus?
Die US-Staatsverschuldung erreicht derzeit 125 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und liegt damit noch höher als bei den schwer verschuldeten Ländern Frankreich (113 Prozent), Spanien (116) oder Portugal (123). Dank des historisch starken Wirtschaftswachstums wird die hohe US-Verschuldung jedoch selten als wirkliches Problem wahrgenommen. Zudem können die USA zur Finanzierung ihrer Schulden in der Zentralbank die Notenpresse anwerfen. Die steigenden Zinsen führen jedoch dazu, dass immer mehr Geld aus dem Haushalt in die Zinszahlungen fließen. Sollten die USA tatsächlich vorübergehend zahlungsunfähig werden, dürften die Zinsen für US-Schuldscheine deutlich anziehen.
Wie gross ist die Chance, dass die USA in die Insolvenz schlittern?
Bisher ließ es der Kongress nie so weit kommen. Stattdessen hat er die Schuldengrenze bereits 80 Mal angehoben, fünfmal gesenkt und fünfmal vorübergehend ausgesetzt. Die Chance auf eine Insolvenz ist also äußerst gering. Es kam jedoch bereits zu mehreren Shutdowns. Das heißt, dass die Regierung einen Teil ihrer Rechnungen nicht mehr bezahlen konnte. Zuletzt blockierten die Demokraten Ende 2018 und Anfang 2019 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump (76), weil sie gegen dessen Bau einer Mauer zu Mexiko waren.