Ein großer Teil der an die Ukraine gelieferten Waffen landet bei Vertretern der organisierten Kriminalität.Die grassierende Korruption in der Ukraine wird dazu führen, dass die
Waffenlieferungen des Westens für ihn nach hinten losgehen werden – und
all das nur, damit man sich mit einer antirussischen Haltung als
Bannerträger des “Liberalismus” und der “Demokratie” präsentieren kann.
von Ian Miles Cheong
Aus der Ferne betrachtet scheint das Ausmaß der ukrainischen
Korruption viel tiefer zu gehen, als es die jüngste Erschütterung im
geltenden Narrativ zur Ukraine vermuten lässt. Die Auswirkungen daraus
könnten dereinst als Bumerang zurückkommen und dem Westen ins Gesicht
fliegen. Jetzt wurde bekannt, dass ein wesentlicher Teil der Waffen, die
vom Westen an die Ukraine geliefert wurden, spurlos verschwunden sind.
Genauso wie in den 1980er Jahren, als die USA die Mudschahedin in
einem Stellvertreterkrieg gegen die Sowjetunion unterstützt haben,
könnten die Waffen für die ukrainische Regierung eines Tages in falschen
Händen zurückkommen. Und genau wie bei der Militärhilfe in Afghanistan
vor Jahrzehnten wird die Unterstützung für den “Feind meines Feindes”
von dubiosen Gestalten und dem Schönreden ihrer Missetaten begleitet.
Nachdem die russische Sonderoperation in der Ukraine begonnen hatte,
stellten die westlichen Medien sehr abrupt ihre negative
Berichterstattung über die zwielichtige politische Schattenseite der
Ukraine ein, wo anscheinend die schmutzigen Angelegenheiten bis weit
nach oben in den Staatsapparat hinein wuchern. Selbst Amerikas Liebling
Wladimir Selenskij wurde in diesen Berichten nicht verschont.
Nur wenige Monate vor dem Ausbruch des Krieges berichteten
Mainstream-Publikationen wie der britische The Guardian über die
Offshore-Geschäfte von Selenskij, nachdem sie in den Pandora Papers
aufgedeckt wurden. Wie in dem Artikel ausführlich beschrieben, hatte es
Selenskij, der sich im Wahlkampf unter anderem als Bekämpfer der
Korruption für das Amt des Präsidenten empfahl, versäumt, das Ausmaß
seines Offshore-Vermögens offenzulegen, ebenso seine Verbindungen zu
einigen einflussreichen Oligarchen, deren politischen Einfluss er
versprochen hatte zu beschneiden – um dann zum Tagesgeschäft
überzugehen, sobald er an der Macht war.
Jetzt aber gilt Selenskij als ein blitzsauberes Leuchtfeuer des
Widerstands und als Ikone der liberalen Demokratie. Der frühere
britische Premierminister Boris Johnson hat ihn einen “Helden” genannt
und zahlreiche Prominente sind an der Seite des ukrainischen
Staatsoberhaupts bei Fototerminen aufgetreten, um damit sein und ihr
eigenes Image aufzupolieren.
Doch trotz all des Prunks und Pomps, die Selenskij umgeben, steigt
das Thema der Korruption in der Ukraine wieder einmal an die Oberfläche.
Bei vielen im Westen bricht jetzt langsam die Realität durch, denn ein
Großteil der Gelder und der Waffen, die für das ukrainische Militär
bestimmt waren, sind offenbar spurlos verschwunden – und die
US-amerikanische und westeuropäische Öffentlichkeit zahlt den Preis
dafür – buchstäblich. Es ist eine Sache, wenn ein Politiker seine
Wahlversprechen nicht einhält, aber die offensichtliche Korruptheit von
Selenskij und seiner Entourage wird allmählich zu einer Belastung für
seine westlichen Unterstützer.
Die in der Ukraine geborene US-Kongressabgeordnete Victoria Spartz ,
eine der lautesten Befürworterinnen der Unterstützung für die Ukraine
durch die USA, hat die ukrainischen Behörden, einschließlich Selenskij,
scharf gerügt. Wie CNN vergangene Woche detailliert ausführte ,
hat Spartz zahlreiche Anschuldigungen gegen die ukrainische Regierung
erhoben und auf eine tief sitzende, systemische Korruption aufmerksam
gemacht – und sie stellt Fragen darüber, wohin all diese Gelder
geflossen sind.
Aber Berichten zufolge weisen viele ihrer Kollegen im Kongress ihre
“feindselige Rhetorik” zurück und argumentieren, dass sie mit ihren
Fragen die Ukraine schlecht aussehen lasse. Schließlich muss das Image
von Selenskij als sauberer Politiker bewahrt werden, solange Mitglieder
des Kongresses – insbesondere diejenigen, die im Besitz von Aktien von
Rüstungsunternehmen sind – den amerikanischen Steuerzahler weiterhin
melken wollen.
Aber eine so wackelige Fassade wie die von Selenskij kann nur bis zu
einem bestimmten Punkt aufrechterhalten werden. Weil die Wirtschaft –
sowohl in den USA als auch jene in Großbritannien und anderen Ländern
der NATO – in eine Rezession und Inflation in Rekordhöhe geraten sind,
sind die Politiker nur noch begrenzt bereit, bis zum Äußersten zu gehen,
um das eingeschlagene Narrativ aufrechtzuerhalten – zumal zahlreiche
US-Demokraten darum kämpfen, ihre Sitze im Kongress bei den
bevorstehenden Zwischenwahlen im November halten zu können.
Spartz ist mit ihrer Kritik an der ukrainischen Regierung und der ihr
innewohnenden Korruption nicht allein. CBS veröffentlichte einen
Dokumentarfilm mit dem Titel “Arming Ukraine” (Die Ukraine bewaffnen),
in dem detailliert aufgedeckt wurde, wie viel von der Militärhilfe der
USA für die Ukraine spurlos verschwunden ist. Der Gründer der
gemeinnützigen Organisation “Blue-Yellow”, äußerte
in der Dokumentation seine Einschätzung, dass nur etwa 30 Prozent der
von den USA geschickten Militärhilfe jemals die Front erreichen würden.
Die Dokumentation von CBS löste in den sozialen Medien eine massive
Gegenreaktion der lautesten Unterstützer der Ukraine aus, wobei viele
forderten, dass der Sender den Bericht zurückzieht – und zwar, weil er
die Ukraine schlecht aussehen lasse. CBS kapitulierte vor diesem
Aufschrei und veröffentlichte
eine Richtigstellung, in der erklärt wurde, dass die im Film
dargelegten Fakten inzwischen überholt seien und dass sich die Situation
bei den Waffenlieferungen “verbessert” habe. Die Doku wurde aus dem
Netz genommen und soll entsprechend “aktualisiert” werden. Ob CBS einen
Anruf von ganz oben bekam oder ob es einfach den Forderungen von
Twitter-Nutzern mit ukrainischen Flaggen in ihrem Profil nachgab, ist
unklar.
Ungeachtet dieser Richtigstellung von CBS sind die im Film erklärten
Bedenken durchaus berechtigt und spiegeln jene wider, die auch von
US-Geheimdienstquellen geäußert
wurden, mit denen CNN im vergangenen April sprach, wonach man in
Washington, D.C. keine Ahnung habe, wo die gelieferten Waffen
tatsächlich landen. “Wir haben für kurze Zeit die Kontrolle über sie,
aber sobald sie in den Nebel des Krieges tauchen, verlieren wir sie aus
den Augen”, sagte eine der Quellen beim Geheimdienst zu CNN.
“Alles fällt in ein großes schwarzes Loch, und nach kurzer Zeit hat man praktisch keinen Überblick mehr.”
Erst kürzlich, im vergangenen Juli, forderten Staaten der NATO und
der EU von der Ukraine eine Rechenschaftspflicht über die Waffen, die in
das Land flossen. Sie stellten fest, dass der Weg von all dem – von
Luftabwehrraketen über Gewehrmunition bis hin zu gepanzerten Fahrzeugen –
nicht ordnungsgemäß verfolgt wurde – wenn überhaupt. Die Financial
Times berichtete ,
dass die Führung in Kiew aufgefordert worden war, detaillierte
Inventarlisten zu erstellen und einen Prozess zur Nachverfolgung der vom
Westen gelieferten Waffen zu etablieren. Ein westlicher Offizieller
sagte der Financial Times:
“All diese Waffen landen erstmal in Polen, wo sie dann an
die Grenze zur Ukraine transportiert und anschliessend einfach in
Fahrzeuge geladen werden, die sie dann in die Ukraine fahren. Lastwagen,
Lieferwagen, manchmal auch Privatautos. Und ab diesem Moment, wissen
wir nichts mehr über ihren Standort und wir haben keine Ahnung, wohin
sie gehen, wo sie verwendet werden oder ob sie überhaupt in der Ukraine
geblieben sind.”
Eine solche Einschätzung widerlegt die neu aufgelegte Behauptung von
CBS, dass sich “die Situation bei den Waffenlieferungen verbessert”
hätte und der Verbleib von militärischen Gütern geklärt werden könne.
Abgesehen von streng überwachten Waffensystemen, wie etwa dem
hochmodernen mobilen HIMARS-Artilleriesystem der USA, ist ein Großteil
der in die Ukraine geschickten Waffen einfach in einem schwarzen Loch
verschwunden – eine Tatsache, die auch durch Warnungen
der schwedischen Polizei deutlich wird, weil “wahrscheinlich ein hohes
Risiko besteht, dass Ströme illegaler Waffen nach Schweden fließen”.
Wegen der fehlenden Rechenschaftspflicht darüber, wohin die Waffen
gehen und dem Unwillen im Westen, sich den Tatsachen zu stellen, könnte
der Westen in Zukunft mit einer Art Wiederbelebung des “Krieges gegen
den Terror” konfrontiert sein, insbesondere mit bereits bestehenden
Bedrohungen durch al-Qaida und den IS, die sich längst im Prozess der
Neugruppierung und der Wiederbewaffnung befinden – möglicherweise mit
Ausrüstung aus dem Westen.
Und nachdem der Westen auch die Ausbildung von radikalen
Neonazi-Extremisten in der Ukraine als Kämpfer gegen die Russen zu
verantworten hat, könnten sich seine Bedenken hinsichtlich “weißer
Vorherrschaft” in Zukunft gegen etwas mehr als nur ein paar rassistische
Trolle in den sozialen Medien zu richten haben. Und all das nur, damit
man sich mit einer antirussischen Haltung als Bannerträger des
“Liberalismus” und der “Demokratie” präsentieren kann.