Die Vereinigten Staaten von Amerika gestatten derzeit nicht für
möglich gehaltene Einblicke in den Seelenzustand einer Großmacht, die
sich schon als Sieger der Geschichte fühlte und nun ohnmächtig dabei
zusehen muss, wie ihr das Heft des Handelns zunehmend aus den Fingern
gleitet. Und das Frappierende dabei ist, dass sich die Irrationalität
ihrer Reaktionen nicht auf den neuen Präsidenten Donald Trump
beschränkt, sondern auch bei der scheidenden Obama-Administration immer
deutlicher hervortritt.
Die von dieser allen Ernstes verbreitete Räuberpistole, die Wahlen im
eigenen Land würden von einer dämonischen Feindfigur eines noch vor gar
nicht zu langer Zeit als »Regionalmacht« herabgewürdigten Staates
»beeinflusst«, führt geradezu ins Groteske und kann es mit den absurdesten Verschwörungstheorien, die auf dem Erdball kursieren, aufnehmen.
All dies wäre lächerlich, hätte es nicht einen sehr beunruhigenden
Kern. Offensichtlich gibt es in den USA – und ebenso in einer Reihe
ihrer europäischer Verbündeter – starke Kräfte, denen die von Donald
Trump in Aussicht gestellte und von Wladimir Putin sogleich begrüßte
Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Großmächten geradezu ein
Horror ist.
Dass ausgerechnet der ziemlich
voreilig zum Friedensnobelpreisträger gekürte Obama in seinen letzten
Amtstagen alles tut, um eine solche Verständigung auf Dauer zu
verhindern, zeugt einmal mehr von seiner Schwäche und seiner
weitgehenden Steuerung durch interessierte Kreise, die man wohl in der
Rüstungsindustrie ebenso wie bei den zahlreichen US-amerikanischen
Geheimdiensten vermuten kann. Offensichtlich fürchten
die einen wie die anderen um einen Verlust ihrer Bedeutung und damit
ihrer Pfründe, wenn sich das Verhältnis zwischen den USA und Russland
tatsächlich entspannte.
Sie und viele über Jahrzehnte in Antikommunismus und Russophobie
erzogene Amerikaner mögen dem globalen Konkurrenten und derem
Präsidenten zusätzlich alles nur denkbare Teufelszeug zutrauen – und in
blindem Unterwürfigkeitsgestus folgen ihm in Europa jene, die in so
ideologisierten USA schon immer ihren geistigen Bezugspunkt sahen und in
Panik geraten, wenn ihre anachronistischen Gewissheiten ins Wanken
kommen.
Das gilt nicht zuletzt für die Mehrzahl der so genannten
Qualitätsmedien, die die bedeutungsvoll verkündeten
Geheimdienst-Vermutungen sogleich als bare Münze verkaufen und einen
Zweifel an ihrer Seriosität gar nicht erst aufkommen
lassen. Auch hierzulande hofft wohl mancher, das vergiftete Erbe Obamas
in Form extremer »Putinophobie« werde letztlich Trump doch noch
beeindrucken und ein Ende der derzeitigen russisch-amerikanischen
Eiszeit verhindern.
Dabei ist bei unvoreingenommener Betrachtung sehr schnell erkennbar,
dass die Art und Weise, wie die Geheimdienst-Spekulationen in die Welt
gesetzt werden, eher ihrer Entlarvung als der Bekräftigung dient, wird
doch dabei das, was man der anderen Seite vorwirft, im gleichen Atemzug
selbst betrieben. Drei Gründe nannte Obamas Kronzeuge, der
bereits 2013 als Lügner entlarvte Geheimdienstdirektor James Clapper für seine These, Russlands Präsident persönlich habe die USA-Wahl zu beeinflussen versucht.
Erstens »wollte der Kreml sein langfristiges Bestreben fördern,
das US-geführte demokratische System zu unterminieren,
in dessen Verbreitung Putin und andere russische Führer eine Bedrohung
für Russland und Putins Regime sehen«. Das also aus einem Land, das
permanent daran arbeitet, das politische System in Russland wie einer
Reihe anderer, den USA der Abweichung vom amerikanisch bestimmten
westlichen Weg verdächtiger Staaten zu unterminieren, weil Washington in
deren eigenständigen Ambitionen eine Bedrohung für die eigene
(Welt-)Macht sieht.
Zweitens folgte »die russische Einflusskampagne … einer schon lange
betriebenen Strategie, zu der verdeckte Geheimdienstoperationen wie
Cyberaktivitäten und offene Bemühungen von russischen
Regierungsagenturen, staatlich finanzierter Medien, anderer Medien und
bezahlter Social-Media-User oder ‚Trolls‘ gehören.«
Was
eine ziemlich genaue Beschreibung der gewaltigen US-amerikanischen
Meinungsmanipulationsmaschine ist, die unaufhörlich Propaganda gegen
alles verbreitet – ganz konkret in diesem Moment die scheidende
Obama-Administration einmal mehr gegen Russland und Putin, was ihr nicht
in den Kram passt und tunlichst verändert werden soll.
Drittens seien, so führte Clapper vor dem Geheimdienstausschuss des
US-Senats aus, neben Hacker-Angriffen und klassischer Propaganda auch »
misinformation and faked news«
verbreitet worden. Etwas also, was er in diesem Moment selbst
praktizierte, denn seine Behauptungen und Unterstellungen wurden selbst
zum Super-Fake, weil er sie durch keinerlei Beweis, nicht einmal durch
überzeugende Indizien untermauern konnte. Statt dessen steht im
Geheimdienstbericht die wenig überraschende Tatsache als Beleg:
Wir sind überzeugt, dass Putin, seine Berater und die
russische Regierung eine klare Präferenz für Trump hatten (…) Putin hat
seine Unterstützung für Trump wegen seiner angekündigten Zusammenarbeit
mit Russland öffentlich gemacht.« Und ein Insider fügte hinzu: »Die Russen waren glücklich darüber, was am 8. November passierte und sie waren glücklich darüber, was sie gemacht haben.
Nach dieser Logik müsste sich
den US-Geheimdienstlern eigentlich auch die Frage stellen, welche Rolle
der israelische Dienst Mossad gespielt hat, denn die Begeisterung bei
Israels Regierung war noch ungleich größer als jene in Moskau.
Als besonders schwerwiegend betrachten die amerikanischen Späher, »dass
Putin und die russische Regierung danach strebten, Trumps Wahlchancen
wann immer möglich zu unterstützen, indem sie Clinton diskreditierten
und sie öffentlich in ein schlechteres Bild als ihn setzten.«
Dass freilich hat die Kandidatin der Demokratischen Partei selbst am
intensivsten betrieben, indem sie einen Wahlkampf führte, der von
Intrigen und üblen Tricks gekennzeichnet war. Davon wird mit der
Anti-Putin-Kampagne geschickt abgelenkt, also davon, was der eigentliche
harte, nämlich bewiesene Kern des gesamten Vorgangs ist – die über
Wikileaks verbreiteten e-mails aus der Wahlkampfzentrale der Demokraten,
die zum Beispiel die Machenschaften Hillary Clintons und ihrer
Gefolgsleute gegen den ernst zu nehmenden Konkurrenten Bernie Sanders
offenlegten und deshalb für eine sachgerechte Entscheidung der
amerikanischen Wähler unabdingbar waren.
Diese Ränkespiele waren es, die sich tatsächlich dazu eigneten, »das
US-geführte demokratische System zu unterminieren«, aber eben auch zu
Clintons Niederlage beitrugen – und das zu Recht. Dieser wahrhaftige
Skandal spielt in der gesamten gegenwärtigen Debatte keine Rolle, in den
USA ebenso wenig wie in den meisten der hiesigen Medien; dafür werden
die aus dem Weißen Haus gestreuten Fake-News bereitwillig verbreitet.
Barack Obama ist derlei verbale Erbötigkeit aber noch nicht genug. Er
fordert den absoluten Korpsgeist nicht nur von amerikanischen
Politikern, sondern auch von den Medien. Ihn besorge, so ließ er wissen,
dass einige von ihnen Putin mehr glaubten als den US-Demokraten. »Wir
müssen uns daran erinnern,
dass wir im selben Team sind«,
verlangte er nicht zuletzt eine Berichterstattung, die nicht der
Wahrheit verpflichtet ist, sondern ideologischen Mustern folgt. Denn:
Wladimir Putin ist nicht in unserem Team.
Dass Obama in seinen beiden Amtszeiten nur wenig von dem erreichte,
was er einst mit großen Worten versprochen hatte, ist zwar zu großen
Teilen, aber nicht gänzlich ihm anzulasten. Doch dass er sich jetzt auf
derart jämmerliche Weise aus dem Weißen Haus verabschiedet, geht ganz
allein auf sein Konto.
Quelle:
http://www.neopresse.com/medien/putinophobie-barack-obamas-vergiftetes-erbe-fuer-donald-trump/
Gruß an die Aufklärer
TA KI
---------------