Samstag, 21. Oktober 2017

Wenige nur reden über die Parlamentswahlen in Tschechien ..

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Die ANO-Partei des Populisten und Dollar-Milliardärs Andrej Babis liegt in allen Umfragen vor der tschechischen Parlamentswahl fast uneinholbar vorn. 


Er sei "im Grunde kein Demokrat", warnt ein Kritiker. Andere vergleichen ihn mit Donald Trump oder Silvio Berlusconi.


Andrej Babis drückt den Menschen sein Buch in die Hand. "Nehmen Sie das, ich habe zwei Jahre daran gearbeitet", sagt der 63 Jahre alte Politiker in der Fußgängerzone im tschechischen Pilsen (Plzen). Der Titel: "Wovon ich träume, wenn ich ausnahmsweise schlafe."


Versprochen wird darin viel: kostenloses Internet für alle, Hochgeschwindigkeitszüge zwischen allen großen Städten, saubere Luft und ein schlanker Staat.

Babis ist Umfragefavorit


Immer wieder bleiben Leute stehen, um sich mit Babis fotografieren zu lassen. Er lächelt bereitwillig in die Kameras. Vor fünf Jahren hatte der Multimilliardär die liberale Protestpartei ANO als "Aktion unzufriedener Bürger" gegründet.
Nun ist er Umfragefavorit für die Parlamentswahl in Tschechien am gestrigen Freitag und heutigen Samstag.


"Ich kritisiere alle", sagt Babis der Deutschen Presse-Agentur.



Viele hatten gehofft, ein Unternehmer wie Babis mit Firmen in Deutschland und einem Ferienhaus in Frankreich werde proeuropäisch gesinnt sein. Doch den Euro lehnt Babis ab, er will die tschechische Krone behalten:


"Natürlich wäre es für die Unternehmen gut, denn sie müssten nichts absichern und hätten einen sicheren Kurs, aber für den Staat wäre es nicht gut." Was beruhigt: Für einen EU-Austritt, auch "Czexit" genannt, sei er "mit Sicherheit nicht".


Babis bewundert Schäuble


Von Solidarität in der Flüchtlingskrise will Babis nichts wissen. Er sei für einen Stopp der illegalen Migration, sagt er. Europa sei unfähig, das Problem zu lösen. "Unsere Firmen wollen Ukrainer und Slowaken, aber nicht die Migranten, die uns Europa aufnötigt."


Die Sozialleistungen würde er am liebsten noch weiter kürzen. "Die Parasiten trennen von denjenigen, die arbeiten", nennt er das.



Babis' Verhältnis zu Berlin ist gespalten. Er bewundert den scheidenden Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble wegen dessen Sparpolitik: "Das ist der beste Politiker, den ich in meinem Leben getroffen habe."
Kanzlerin Angela Merkel hält er hingegen bis heute vor, die Flüchtlinge "eingeladen" zu haben.

 

Parallelen zu Donald Trump


In den letzten Tagen vor der Wahl haben viele tschechische Haushalte noch einmal Post von Babis bekommen: Im Briefkasten landete ein "Vertrag zwischen Andrej Babis und dem tschechischen Bürger".



Das Vorbild ist klar: Donald Trumps "Vertrag mit dem amerikanischen Wähler" für die ersten 100 Tage im Weißen Haus.
Anhaltende Affären haben Babis, zugleich Besitzer der auflagenstarken Zeitungen "MF Dnes" und "Lidove noviny", kaum geschadet: Das Parlament hat seine Immunität aufgehoben.



Die Polizei beschuldigt ihn, bei EU-Subventionen betrogen zu haben. Es geht um zwei Millionen Euro. Wegen fragwürdiger Steuerpraktiken wurde Babis im Mai als Finanzminister entlassen.


In einer letzten Umfrage vor der Wahl liegt die ANO bei 25 Prozent. Die Sozialdemokraten (CSSD) - der Wahlsieger von 2013 - kämen laut der Agentur Median nur noch auf 12,5 Prozent.


Sie treten nicht mehr mit Regierungschef Bohuslav Sobotka an, sondern mit Außenminister Lubomir Zaoralek. Zaoralek kämpft mit einem dezidiert linken Programm angesichts der brummenden Wirtschaft für ein "Ende der Billigarbeit".

 

Horrorszenario Minderheitsregierung


Babis könnte wieder mit den Sozialdemokraten in eine Regierung gehen - diesmal als Chef. Manche Kritiker malen indes ein Horrorszenario an die Wand: eine Minderheitsregierung unter Duldung der unreformierten Kommunisten und der fremdenfeindlichen SPD (Freiheit und direkte Demokratie). Dabei nennt Babis den SPD-Gründer Tomio Okamura selbst einen "Fanatiker".
Babis sei ein Unternehmer-Populist vom Schlag eines Silvio Berlusconi oder Donald Trump, sagt der Politologe Jiri Pehe, einst Berater bei Präsident Vaclav Havel (1936-2011): "Wenn es um seine Beziehung zur Demokratie geht, dann ist er im Grunde kein Demokrat."



Babis habe das Parlament als Schwatzbude bezeichnet,


den Senat als zweite Kammer wolle er auflösen. "Er glaubt, berufen zu sein, das ganze Land in eine Firma seines Typs umzubauen."
Babis sei schlicht und einfach ein Pragmatiker und Populist, sagt der Politologe Lukas Jelinek. Er werde aber in Tschechien nur schwer Verbündete für seine teils gefährlichen Visionen finden.
"Ich sehe seine Dämonisierung als Gefahr für die Demokratie nicht gern - er hat nur bis heute die Prinzipien der liberalen Demokratie und des Parlamentarismus nicht verstanden."

 

Woher kommt Babis' Vermögen?


Fragen wirft zudem auf, wie der gebürtige Slowake und Sohn einer kommunistischen Funktionärsfamilie zu seinem Vermögen gekommen ist. Seine Agrofert-Holding, die Babis zur Verwahrung in einen Trust gegeben hat, zählt zu den größten Lebensmittel-, Agrar- und Medienunternehmen in Tschechien.
Die Filmemacher Vit Janecek und Zuzana Piussi haben sich in dem Dokumentarfilm "Selsky rozum" ("Bauernverstand") kritisch mit seinen Geschäftspraktiken auseinandergesetzt. Sie werfen Babis einen Interessenkonflikt vor, denn seine Geschäfte seien zum Großteil von Subventionen und Staatsaufträgen abhängig.


Viele Beteiligte wollten sich nicht äußern. Janecek sagt: "Leute, die direkte Erfahrung mit ihm haben, haben vor Babis Angst, und der andere Teil der Gesellschaft erliegt seiner ausgezeichneten PR und seiner Fähigkeit, die Rolle des herzlichen, volksnahen Menschen zu spielen."




Im Grunde genommen ist er ein typischer 
Tscheche, mit Verlaub. 
Ich habe da meine Erfahrungen.
Sollte er gewinnen gibt es einen Sturkopf 
mehr in der EU. Ich will aber nicht werten.