Mittwoch, 2. Mai 2018

MMedien und ihre Einheitsnachrichten: „Vade retro, Satana! – Weg mit dir, Satan“

http://www.neopresse.com/medien/friedenspreis-fuer-putin-sankt-putin-vade-retro-satana/?utm_source=Beitr%C3%A4ge+des+Tages&utm_campaign=af97590abe-Daily_Latest&utm_medium=email&utm_term=0_232775fc30-af97590abe-120279501
 




Zwei Nachrichten kreuzen sich zur Zeit im unendlichen Cyber-Space. Die eine Meldung sollte eigentlich nur die Hausmeister in bayerischen Behörden interessieren.


Von Uli Gellermann – Die dortige Landesregierung hat auf Initiative des Ministerpräsidenten beschlossen, dass in allen Behörden ein Kruzifix aufgehängt werden muss. Das sollte eigentlich ein provinzieller Langeweiler sein. Na und, könnte man sagen. Doch die unendlich kluge Suchmaschine GOOGLE meldet in Sekundenschnelle 431.000 Treffer, wenn man die Frage nach dem Kruzifix-Dekret eingibt. Und sucht man weiter, findet man unter den Treffern die bedeutende Meinungsmaschine TAGESSCHAU, das Blatt der Börsen- und Industrie-Intelligenz FAZ, und den einstmals interessanten STERN. Von SPIEGEL-online über „n-tv“ bis zu „t-online“ ist nahezu die komplette deutsche Medien-Landschaft mit diesem Folklore-Witz unterwegs.


Die zweite Nachricht erzählt eine absolute Sensation. Der Mann, der in der deutschen Medienlandschaft nur als der gemeine Feind, als Gottseibeiuns, als der Böse schlechthin auftaucht, Wladimir Wladimirowitsch Putin, der Proto-Russe, soll einen Friedenspreis der katholishen Kirche erhalten: Die „Goldene Palme“ des Vereins ‚Assisi Pax International‘. Dieser Knaller bekommt bei GOOGLE mal gerade 40.000 Treffer. Dunkle Kräfte müssen beim faktischen Verstecken dieser Information unterwegs sein. Ist es mal wieder der Unbekannte Russische Hacker, der dieses irre Faktum unterdrückt? Ist es gar Putin selbst, der von seinem Rechner aus den Anfang seines Heiligenscheins an das Ende der Informationskette drängt?


Vom vatikanischen Preis zur Heiligsprechung des künftigen Sankt Wladimir ist der Weg nicht weit. Schon dämmert am Moskauer Horizont eine Wallfahrt zum heiligen Putin. Heiligenscheine umschwebten dann den Kreml, als gäbe es eine Frisbee-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Kerzen würden in den Hinterhöfen des Arbat, der Moskauer Altstadt, in Serie gegossen. Choräle würden aus den vielen russischen Kirchen in den Himmel steigen: „Святой Владимир – Svyatoy Vladimir, bitte für uns!“ Viel gravierender wären nach der Heiligsprechung Putins die Änderungen im Westen: Der russische Präsident müsste auf internationalen Konferenzen mit „Eure Heiligkeit“ angeredet werden. 


Man würde ihn bitten müssen, westliche Waffen zu segnen, um deren Treffgenauigkeit zu erhöhen. An den Straßenrändern seiner Besuchsfahrten würden Mütter ihm ihre Kinder zum Küssen entgegenhalten, und die britischen Royals müssten ihren neuen Sohn Wolodja, Wlad, Wowa oder gar Wowik nennen.



Doch Rettung naht. Markus Söder, unser Mann fürs Blöde, 


hat als erstes die Nachrichtensensation unterdrückt. Wahrscheinlich haben bayerische Hacker – i glaub ’s hackt – die Computer der deutschen Redaktionen längst im Griff: Keine Zeile, kein Bild über den vatikanischen Friedens-Preis durfte nach außen dringen. Der Russe war der Feind, ist der Feind und soll der Feind bleiben! Frieden ist ohnehin nur was für Warmduscher. Kernige Burschen wie der Söder Markus geben keinen Frieden, um keinen Preis nicht!


Und weil die Verhinderung von Nachrichten nicht reicht, ist dem schlauen Söder das Kruzifix-Dekret eingefallen. Bald schon wird in allen deutschen Behörden, nicht nur den bayerischen, ein handliches Kreuz hängen. Und wenn dann ein Russe vorbei kommt – der Putin gar -,kann jedermann das handliche Symbol von der jeweiligen Wand reissen, es dem Feind entgegen strecken und ebenso laut wie deutlich „Vade retro, Satana! – Weg mit dir, Satan“ rufen, und schon sollte er weg sein, der Putin, der Iwan, der Beelzebub, der schreckliche.



Prompt haben die völlig freien deutschen Medien brutal einheitlich die Kruzifix-Nachricht erst apportiert, dann überall rapportiert, um die andere Nachricht so tot zu schweigen, dass sie eine Beerdigung erster Klasse erfahren hat. 


Denn eigentlich, nach den üblichen Bräuchen in den Redaktionen, wäre die Papst-Putin-Info drei Talkshows und vierzig Leitartikel wert. Die BILD-Zeitung hätte ihre dicken Überschriften schreien lassen müssen: ALTER PAPST ENDGÜLTIG DURCHGEKNALLT!


Bei Anne Will wären die Experten zur These gekommen, dass Frieden eine russische Tarn-Vokabel ist. 


Und in der TAGESSCHAU hätten Wissenschaftler längst bewiesen, dass der Vatikan mit russischem Gas beheizt wird. Doch noch ist nicht aller Redaktions-Schlüsse Abend. Es gibt noch Hoffnung. Auf den Tag, an dem die deutschen Medien wegen ihrer betonierten Einheitsnachrichten nicht mehr konsumiert, sondern nur noch für den Straßenbau eingesetzt werden.

Quelle: Rationalgalerie.de