https://juergenfritz.com/2018/10/02/26-prozent/
26 Prozent: Jetzt gibt es wohl kein Halten mehr für die Union
Von Jürgen Fritz, Di. 2. Okt 2018
Kennen Sie das Gefühl, wenn man nachts im Traum einen Sprung wagt, aber dort, wo man landen möchte, abrutscht, keinen Halt findet und dann in die Tiefe stürzt, immer weiter und immer tiefer, im Magen zieht es sich schon zusammen und man antizipiert bereits den unfassbar harten Aufschlag, der ja irgendwann kommen muss, ja man spürt ihn schon regelrecht, es tut schon weh, während man noch im Fallen ist, wenngleich dieses Fallen gar nicht mehr aufhören möchte? Kennen Sie dieses Gefühl? Ich glaube, immer mehr CDU-ler und CSU-ler kennen es auch. Und wissen Sie was? Ich glaube, bei denen ist das keine rein nächtliche Angelegenheit.
Kennen Sie das Gefühl, wenn man nachts im Traum einen Sprung wagt, aber dort, wo man landen möchte, abrutscht, keinen Halt findet und dann in die Tiefe stürzt, immer weiter und immer tiefer, im Magen zieht es sich schon zusammen und man antizipiert bereits den unfassbar harten Aufschlag, der ja irgendwann kommen muss, ja man spürt ihn schon regelrecht, es tut schon weh, während man noch im Fallen ist, wenngleich dieses Fallen gar nicht mehr aufhören möchte? Kennen Sie dieses Gefühl? Ich glaube, immer mehr CDU-ler und CSU-ler kennen es auch. Und wissen Sie was? Ich glaube, bei denen ist das keine rein nächtliche Angelegenheit.
In nicht mal 38 Monaten von 43 auf 26 Prozent
Ein bei Finanzberatern sehr beliebter Witz lautet so: Kommt ein Anlageberater zum Kunden und sagt: „Ich kann Ihnen innerhalb eines Jahres ein kleines Vermögen machen. Garantiert! Das habe ich bisher bei jedem geschafft und kann das auch nachweisen, hab jede Menge hochkarätiger Referenzen.“ Der Kunde ist ganz begeistert, bekommt schon Dollar-Zeichen in den Augen.
Genau so einen Anlageberater sucht er schon seit Jahren. Sollte er ihn jetzt endlich gefunden haben? Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein. „Aber wie machen Sie das denn?“, fragt er den Berater. „Was ist ihr Geheimnis?“ „Ganz einfach“, antwortet ihm dieser. „Geben Sie mir einfach ein großes Vermögen und ich verspreche Ihnen, im Handumdrehen, schneller als Sie schauen können, mache ich daraus ein kleines.“
Dieser Witz ist bei Finanzberatern, die über sich selbst lachen können, sehr beliebt. Als eine ähnliche „Anlageberaterin“ könnte sich Angela Merkel für die CDU und die CSU erweisen.
In nicht mal 38 Monaten von 43 auf 26 Prozent, machen Sie das mal nach! Aber wissen Sie was? Ich glaube, das Ende der Fahnenstange ist hier noch lange nicht erreicht. Hätten Sie sich vor einigen Jahren vorstellen können, dass wir die SPD mal bei 16 Prozent sehen würden, dass nicht mal jeder Sechste, der überhaupt noch wählen geht, den Sozis seine Stimme geben möchte?
Das Merkel-Imperium bröckelt wie nie zuvor und reißt beide Parteien, CDU und CSU, mit nach unten
Alles unter 30 Prozent war für CDU und CSU zusammen noch bis vor wenigen Monaten völlig undenkbar.
Als ich vor 13 Monaten detailliert beschrieb, wie Merkel entmachtet werden kann,
welches der einzig mögliche Weg ist, um das zu bewerkstelligen, da ging ich von um die 32,5 Prozent für die Union aus. Wenn sie unter dieser Marke falle, was einem Minus von über 10 Punkten entspreche, werden die innerparteilichen Kräfte immer stärker werden, die sich gegen
die ewige Kanzlerin
formieren, so meine damalige Prognose. Genau das sehen wir seit Wochen. Bisheriger Höhepunkt war die
Abwahl von Merkels Einpeitscher im Deutschen Bundestag.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wählte nach fast 13 Jahren und gegen den ausdrücklichen Willen der CDU-Vorsitzenden und Regierungschefin ihren Volker Kauder ab und wählte Ralph Brinkhaus, der keinerlei Lobby hat, für den sich niemand stark gemacht hatte.
Inzwischen sind wir nicht nur bei über 10 Punkten Verlusten, sondern bei 17 Punkten. Das Merkel-Imperium bröckelt wie nie zuvor, doch Merkel will weiter regieren, wahrscheinlich bis zur Haftunfähigkeit.
Vor wenigen Tagen kündigte sie an, sich im Dezember erneut zur CDU-Vorsitzenden wählen lassen zu wollen, und deutete an, dass sie sich auch noch eine fünfte Amtszeit, dann also bis 2025, als Kanzlerin vorstellen könne.
All das quittieren die deutschen Wähler nun endlich immer mehr. Diese sind zwar geistig nicht gerade die schnellsten im Erfassen der Lage, aber immer mehr Menschen merken doch nun ganz allmählich, was für ein Spiel hier gespielt wird, und trauen sich allmählich auch mehr und mehr, das in ihrem Wahlverhalten zum Ausdruck zu bringen. Das Zwischenergebnis all dessen zum Zeitpunkt Ende September, Anfang Oktober 2018 sehen Sie hier:
INSA-Meinungstrend vom 1. Oktober 2018
INSA, das vor der letzten Bundestagswahl die genaueste Prognose von allen hatte, sogar noch genauer als das von mir gegründete Meta-Analyse-Tool Wahl-O-Matrix, befragte im Zeitraum 28.09. (Fr.) bis 01.10.2018 (Mo.) über 2.000 Personen (2.041) per Online-Befragung von gezielt ausgewählten Mitgliedern einer Personengruppe (Befragten-Pool) und rechnete die Ergebnisse nach hauseigenen Formeln hoch. Die maximale Fehlertoleranz beträgt +/- 2,5 Prozentpunkte. Hier die Ergebnisse (in Klammern die Veränderungen zur Vorwoche):
CDU/CSU: 26 % (– 1)
AfD: 18,5 % (+ 0,5)
SPD: 16 %
GRÜNE: 14,5 %
LINKE: 11,5 %
FDP: 10 %
Sonstige: 3,5 % (+ 0,5)
Die 26 Prozent der Union teilen sich dabei wie folgt auf: ca. 20 Prozent für die CDU und ca. 6 Prozent für die CSU. Diese Zahlen sind allerdings mit etwas Vorsicht zu genießen. Da nur wenige hundert Bayern befragt wurden (um die 300), sind die CSU-Werte mit einer zu hohen Ungenauigkeit behaftet, als dass sie als verlässlich anzusehen wären. Halbwegs verlässliche Werte bekommt man frühestens ab 1.000 Befragten, besser sind 2.000 oder mehr. 300 oder sogar noch weniger (so wenige Bayern wurde befragt) sind hier viel zu wenig, so dass der CSU-Wert extrem ungenau sein dürfte.
Gewinne/Verluste und Ausblick
Bei Neuwahlen gäbe es derzeit zwei große Gewinner: die AfD und Die Grünen, einen kleinen Gewinner: die Linkspartei, einen kleinen Verlierer: die FDP sowie zwei große Verlierer: die SPD und die CDU/CSU. Bezogen auf die INSA-Werte ergeben sich folgende Veränderungen im Vergleich zur Bundestagswahl vom 24. September 2017:
AfD: + 5,9 %
GRÜNE: + 5,6 %
LINKE: + 2,3 %
FDP: – 0,7 %
Sonstige: – 1,5 %
SPD: – 4,5 %
CDU/CSU: – 6,9 %