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- Das alte Kriegspferd hält ein Bein noch drinnen
Mit der Suspendierung von Ungarns Präsident Viktor Orban haben die
EVP und ihr Spitzenkandidat Manfred Weber kaum etwas gewonnen. Orban
wird rechts weiter provozieren, und links laufen die Unterstützer davon.
Auf Weber und seine Partei kommen schwere Zeiten zu
Viktor Orban stellt sich in Brüssel als Unbeugsamer Kämpfer dar / picture alliance
Räumlich ist die Trennung schon vollzogen.
Während Joseph Daul
in der Parteizentrale der Europäischen Volkspartei (EVP) in Brüssel
erklärt, warum er die ungarische Fidesz suspendiert hat, hält Regierungschef Viktor Orban
eine Pressekonferenz im Europaparlament ab. Rund tausend Meter liegen
zwischen Daul und Orban, politisch sind es Welten. „Ich bin ein altes
Kriegspferd in der europäischen Politik“, setzt Orban an. Er habe schon
einiges erlebt, auch in der EVP. Doch was jetzt passiere, sei auch für
ihn neu.
„13 linksliberale Parteien wollten uns, die Rechtskonservativen, ausschließen und die EVP weit nach links rücken.“ Doch das sei verhindert worden. Drei Stunden habe er gekämpft, brüstet sich Orban – und ein gutes Ergebnis erzielt: „Alle wollen, dass die EVP einheitlich bleibt und die rechtskonservativen Kräfte mit dabei sind!“ Vier Wahlsiege in Folge habe Fidesz eingefahren. „Niemand kann es sich leisten, eine so starke Partei auszuschließen.“
AKK zieht die Fäden im Hintergrund
Den EVP-Chef Daul erwähnt Orban in seiner Pressekonferenz, für die einige Dutzend Journalisten aus Budapest eingeflogen worden waren, mit keinem Wort. Auch die CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer kommt kaum vor. Dabei hatte AKK eine Delegation des Fidesz in Berlin empfangen und hinter den Kulissen die Strippen gezogen. Am Ende gab sie den Ausschlag für den EVP-Beschluss.
Doch das passt nicht in Orbans rhetorischen Rundumschlag, bei dem er sich als unbeugsamen Kämpfer darstellen will. Nur EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber findet lobende Erwähnung. „Wir haben die Einheit der EVP erhalten“, behauptet Orban. „Nun können wir eine gute Kampagne für die Europawahl führen und weiter Weber unterstützen.“ Seine Politik werde er allerdings nicht ändern.
Schwere Zeiten für Manfred Weber
Auf Weber kommen nun schwierige Tage und Wochen zu. Der CSU-Politiker versucht zwar, den EVP-Beschluß als persönlichen Erfolg zu verkaufen. Er wolle Europa zusammenhalten, sagte Weber am Donnerstag im Deutschlandfunk. Es sei nicht der klügste Weg, am Ende alle auszuschließen. Die EVP habe klargemacht, dass es ihr um die Einhaltung ihrer Prinzipien gehe. Doch am Tag nach der Kraftprobe spricht nichts dafür, dass Orban und seine Fidesz bereit sind, über Webers Brücke zu gehen und die Prinzipien der EVP anzuerkennen.
Im Gegenteil: Orban will den Weisenrat, der Fidesz künftig überwachen soll, für seine Zwecke umfunktionieren – und sich alle Optionen offen halten. Den Austritt aus der konservativen Parteienfamilie eingeschlossen.
Er freue sich, dass dem Weisenrat auch der österreichische Politiker Wolfgang Schüssel angehöre, sagt Orban. Das sei „eine schöne Perspektive“. Schließlich sei Schüssel selbst einmal unter Beobachtung der EU gestellt worden, weil er mit dem früheren FPÖ-Chef Jörg Haider zusammengearbeitet hat. Der Parteifreund aus Österreich wisse also, wie sich das anfühle.
Die EU hat damals klein beigegeben und auf Sanktionen gegen Schüssel und Österreich verzichtet.
Orban erwartet offenbar, dass es ihm genauso ergehen wird. Und wenn nicht? „Wir haben keine Garantien bekommen, und wir haben keine Garantien gegeben“, tönt der Ungar. Er habe seinen Austritt aus der EVP schon vorbereitet und könne jederzeit darauf zurückkommen.
Geht Orban weiter nach rechts?
Das klingt nicht nach Verständigung – sondern eher so, als wolle der Rechtsausleger der EVP weiter provozieren. Selbst ein Paukenschlag kurz vor der Europawahl scheint nicht ausgeschlossen. Mit der polnischen Regierungspartei PiS unterhält Orban bereits enge Beziehungen. Und die Polen haben ihre Fühler zur populistischen Regierung in Italien ausgestreckt.