Ausgangssperre ist wie Weihnachten, es hat etwas ruhiges Besinnliches.
Ab und zu schenkt man sich etwas, eine Rolle Klopapier oder 500g Nudeln
sehr schön ♥️
Corona oder wie ganze Völker zu unkritischen Lemmingen mutieren
Niemals, nicht einmal in den fürchterlichsten Albträumen hätte ich es je
für möglich gehalten, dass sich die Menschheit im Jahr 2020 so
widerspruchslos, ja fast apathisch jeglicher Grundrechte binnen weniger
Wochen berauben lässt. Meinungsfreiheit, freies Denken und das Recht auf
sachlichen Widerspruch einem gotthörigen Obrigkeitsdenken aus dem
letzten Jahrhundert geopfert wird. Nein, es geht nicht um die
Ausgangsbeschränkungen, es geht ums Denken.
Ich halt still, wenn Kurz es
will – zumindest physisch. Aber denken wird man ja wohl noch dürfen.
Kritik an den notstandsstaatlichen Maßnahmen, dem Chaos um die
Almosenpakete, oder der leise Hinweis auf Besonnenheit und Augenmaß im
Interesse des wirtschaftlichen Überleben des gesamten Staates im
pawlow‘schen Beissreflex von der Solidargemeinschaft der
angstinfizierten Hypochonder sofort als Landes- und Hochverrat
qualifiziert wird. Selbst in den kühnsten Träumen hätte ich es niemals
gewagt zu glauben, dass der unter Zuhilfenahme der regelrecht
eingeimpften Hysterie verordnete solidarische Zusammenhalt der
Gesellschaft tatsächlich wieder zu einer Kollektivierung der Dummheit,
zu einer geistigen Selbstaufgabe der einst Aufgeklärten und Kritischen
führt.
Hüte Dich vor den Iden des März, an dem das christlich-soziale
Grundprinzip „Hände falten, Goschen halten“ endlich eine
gesamtstaatliche Entfaltung, unter dem Beifall des einst kritischen
Journalismus und der Willfährigkeit eines sich in Schockstarre
befindlichen Parlaments erfährt. Da offenbart sich die österreichische
Mentalität der Duckmäusertums und der Unselbstständigkeit wie es doch
verachtenswerter nicht sein könnte. Achselzuckend, sich regelrecht
aufgebend, wird still und leise zur Kenntnis genommen, wenn fleißigen
und anständigen Unternehmern das seit 1950, seit 70 Jahren gesetzlich
verbriefte Recht genommen wird, im Krisenfall voll entschädigt zu
werden.
Heute müssen sich unschuldige Menschen bei Bürokraten anstellen,
um mit einigen Euros abgespeist zu werden. Sozialpartner klopfen sich
auf die Schenkel, wenn Kurzarbeit hunderttausendfach verordnet wird und
die Betriebe sich erst durch das Dickicht der Formulare wühlen müssen,
um am Ende wiederrum mehrere Monate Gehälter bei eingebrochenen Umsätzen
vorzufinanzieren. Kinderfotos werden gepostet, wenn Hunderttausende
Menschen die Arbeitsämter stürmen, weil ihre Arbeitgeber von heute auf
morgen vor dem Ende ihrer wirtschaftlichen Existenz stehen. Während das
Volk sich vor den Fernsehgeräten, stundenweise durch die unkritische
Medienorgel des Staates bespaßen lässt, rittert die Mehrheit unseres
Landes, die tragenden Säulen unserer Wirtschaft und damit unseres
Sozialsystems, ums Überleben.
Blockwarte begegnen einem im Netz, die
vorschreiben, wie wer zu denken, zu leben hat. Kritik an einem zu Tode
gesparten Gesundheitssystem, der reihenweisen Schließung der Spitäler
während der letzten Jahrzehnte, an einem vom Ausland abhängigen
Pflegesystem, an den sozialen Ungerechtigkeiten der Entlohnungen im
Gesundheits- und Pflegebereich, wird einem schon fast als mangelnder
Patriotismus, ja als Nestbeschmutzung ausgelegt. Täglich arbeiten
Nahrungsmittelhändler, Bauern, Polizisten, Feuerwehrleute, Zahnärzte,
Pflegehelfer, Straßenkehrer, Bauarbeiter, Ärzte, Bus- und Taxifahrer und
viele andere Berufsgruppen, teils ungeschützt an erster Front. Der
Nationalrat halbiert sich derweil aus Angst vor Corona. Mutige Helden
residieren am Wiener Ring. Liebe Leute: Wir werden dieses Corona
überwinden aber die wahre Herausforderung, noch zu retten was zu retten
ist, beginnt am Tag 1 nach dem Wahnsinn.
Und auch um dem geistigen
Wiederaufbau einer lethargischen Bevölkerung, einer unkritischen und
leicht führbaren Masse von Lemmingen, wird man sich widmen müssen. Der
polnische Lyriker Stanislaw Jerzy Lec sagte einst: „Die Verfassung eines
Staates soll so sein, dass sie die Verfassung des Bürger nicht
ruiniert.“
______
Ende
Cerrone - Good Times I'm In Love feat. Adjäna (Live at Montreux)