Auf RUMBLE
Intelligenter, gesünder, stärker und immer glücklich – Transhumanisten möchten die Grenzen der Biologie einreißen und den Menschen mit allen verfügbaren Mitteln optimieren. Eine gruselige Vorstellung.
Derzeit leben etwa sieben Milliarden Menschen auf der Erde. Wenn die Bevölkerung weiter wächst, werden die Ressourcen knapp und es kommt zum Kollaps. Das jedenfalls ist der Ausgangspunkt von Dan Browns Roman „Inferno“. Der Biotechnologe Bertrand Zobrist schafft es darin, ein sich rasch verbreitendes Virus zu entwickeln, das jeden dritten Menschen unfruchtbar macht.
Die Menschheit gewinnt Zeit, sich mithilfe von Biotechnologie und Robotik zu intelligenteren und robusteren Wesen weiterzuentwickeln – einer post Humanen Spezies. Zobrist bekennt sich zum sogenannten Transhumanismus. Und diese Denkrichtung ist keine Erfindung von Dan Brown, es gibt sie wirklich. Manche Wissenschaftler halten sie für die gefährlichste Idee der Welt.
Transhumanisten sehen sich in der Tradition des Humanismus und der Aufklärung. Sie fördern alle Wissenschaften, die den Menschen klüger, gesünder, glücklicher und stärker machen können: Genomik, Neurowissenschaft, Robotik, Nanotechnologie und künstliche Intelligenz. Die Neurowissenschaft etwa soll Wege finden, gezielt mentale Zustände zu erzeugen, eine Art Glück auf Knopfdruck.
Der Transhumanist Aubrey de Grey beschreibt das Altern als schlimme Krankheit, weshalb mehr Geld in die Erforschung lebensverlängernder Technologien fließen sollte. Ray Kurzweil prognostiziert, dass in 20 bis 30 Jahren das menschliche Gehirn eingescannt, auf einen Computer hochgeladen und simuliert werden könne. Der Geist würde als Software weiterleben, vom biologischen Verfall befreit.
Menschen haben in der transhumanistischen Denkweise die moralische Pflicht, ihr Erbgut so zu verändern, dass künftige Generationen über einen leistungsfähigeren, weniger krankheitsanfälligen Körper verfügen. Während die natürliche Evolution Jahrtausende in Anspruch nimmt, wollen Transhumanisten mit all diesen Methoden innerhalb der kommenden Jahrzehnte den neuen Menschen schaffen.
Der Begriff Transhumanismus ist nicht neu. Er wurde bereits in den 1930er-Jahren von dem britischen Biologen Julian Huxley geprägt. Huxley sehnte sich nach einer neuen Gesellschaft, in der Menschen ihr Potenzial vollständig entwickelt haben. Diese Menschen der Zukunft würden sich von denen heute so unterscheiden wie wir von Menschenaffen. Huxley befürwortete die Eugenik, die Züchtung besserer Menschen. Es war die Idee, die von den Nationalsozialisten pervertiert wurde – durch Zwangssterilisationen, erzwungene Abtreibungen und der “Vernichtung lebensunwerten Lebens”. Damit waren die Ideen des Transhumanismus zunächst in Verruf geraten. Erst in den 1960er- und 1970er-Jahren machten sich Science-Fiction-Autoren wieder vermehrt Gedanken über eine posthumane Zukunft.
Der bereits verstorbene iranisch-amerikanische Philosoph und Schriftsteller Fereidoun M. Esfandiary nannte sich in “FM 2030” um – seine Initialen sowie das Jahr seines 100. Geburtstags. Er wollte damit unterstreichen, dass er mit Hilfe moderner Technik mindestens 100 Jahre alt werden könnte. Marvin Minsky, ein Pionier in der Erforschung der künstlichen Intelligenz, stellte in den 1980er-Jahren die Theorie auf, dass unsere Intelligenz lediglich das Produkt eines neuronalen Netzwerkes sei. Die Einzelelemente, die Minsk „Agenten“ nannte, seien nicht intelligent – nur ihr Zusammenwirken mache unseren Verstand aus. Futuristen um Ray Kurzweil entwickelten daraus die Idee der Singularität. Demnach ist es möglich, zu einem anderen Zeitpunkt den menschlichen Geist vollständig auf einem Computer zu simulieren.
In den USA gibt es zahlreiche Institute wie Foresight Institute, Humanity+, Extropy Institute, Singularity Institute (Machine Intelligence Research Institute), die Publikationen herausgeben, Tagungen und Forschungsprojekte im Sinne des Transhumanismus fördern. Viele Anhänger der Idee experimentieren gar mit ihrem eigenen Körper: Sie nutzen Psychopharmaka, Anti-Aging-Therapien oder legen sich unter das Skalpell des Chirurgen.
.
.
.
.