http://www.neopresse.com/politik/asien/die-bombe-als-lebensretter-warum-kleine-nationen-lernen-die-bombe-zu-lieben/?utm_source=Beitr%C3%A4ge+des+Tages&utm_campaign=a2ef20d8b4-Daily_Latest&utm_medium=email&utm_term=0_232775fc30-a2ef20d8b4-120279501
„Na, haben wir noch Spaß“, fragte Spiegel online.
Ja, hatten wir denn jemals Spaß? Mir ist schon klar, der Spiegel
bezieht sich auf die haltlosen, atomaren Drohungen des US-Präsidenten
Trump gegenüber Nordkorea, die laut Spiegel aufziehende Kriegsgefahr.
Der Spiegel will uns glauben machen, diese plötzlich am Horizont
heraufziehende Gefahr eines Atomkrieges sei einzig Trump geschuldet.
Wo, so frage ich mich, hat Marc Pitzke, der Autor des Textes auf
Spiegel online gelebt in den letzten 50 oder noch mehr Jahren? Auf einem
fernen Planeten?
Ist Trump der Böse, diabolisch grinsend, von schizophrenen
Allmachtsphantasien getriebene Neurotiker, wie ihn uns Hoolywood in, z.
B., den unendlich öden aber wie Kult verehrten Bond-Filmen zeigt? Ist er
einer dieser einsamen Weltzerstörer, die eindimensional ausschliesslich
böse sind – nur zu stoppen durch die ebenso eindimensional
ausschliesslich Guten – übrigens, ebenfalls ausschliesslich (zumeist
auch noch weißen) US-Bürger – wie sie uns jeden Abend in unfassbar
schwachsinnigen US-Serien via Fernsehen die Wohnzimmer in einen
Kriegsschauplatz verwandeln? Oder ist Trump nur das Produkt des
US-amerikanischen Selbstwertgefühls, des US-amerikanischen kollektiven
Egoismus‘?
Trump ist ein Populist, jemand der es versteht, die Seele der
überwiegenden Mehrheit der US-Bürger zu berühren. Er spricht aus, was
die meisten seiner Landsleute denken, was sie empfinden, sich aber nie
getraut haben, offen zu sagen. US-Bürger, denen vom ersten Atemzug ihres
Lebens an beigebracht wurde in „God’s own Land“ zu leben, auserkoren zu
sein, der Welt das Heil zu bringen, Demokratie, Freiheit,
Menschenrechte. Menschen, die nie gelernt haben sich selbst und ihr
Handeln kritisch zu hinterfragen. Wenn dort wo ich stehe das Gute ist
(und Gott), dann ist alles drum herum, das nicht wie ich ist,
automatisch böse – und das Böse muss bekämpft werden, notfalls, oder
vielleicht sogar eher vorrangig, mit Feuer und Schwert.
Das haben die Ureinwohner Amerikas zu spüren bekommen, die schwarzen
Sklaven, die Mexikaner, ausnahmslos auch die Menschen in Mittel-oder
Zentralamerika und den Ländern Südamerikas, die ölreichen Länder
Nordafrikas, Vorder- und Zentralasiens. Alle Nationen, die sich nicht
widerstandslos vereinnahmen ließen, die ihren eigenen unabhängigen Weg
gehen wollten, ob in Asien, wie etwa der Iran, Vietnam, Kambodscha,
Laos, in Afrika der Kongo, Angola, Libyen, auf der arabischen Halbinsel
Syrien, der Libanon, Irak oder Iran, auf dem Balkan Jugoslawien,
Griechenland, Kleinststaaten wie Grenada oder Riesenreiche wie Russland.
Aber die USA kennen kein Schuldgefühl.
Sie sind die Herren der Welt,
von Gottes Gnaden. Sie machen sich die Erde untertan. Sie gebrauchen
nicht was ihnen zusteht, ihnen steht zu, was sie brauchen. Wenn sie Land
brauchen, dann nehmen sie es sich von den Ureinwohnern, wenn sie
Kaffee, Bananen, Kakao haben wollen, dann müssen diese Rohstoffe eben
auf fremdem Land von Arbeitssklaven erzeugt werden, Erdöl, Gas, Erze,
Diamanten, seltene Erden gehören ihnen, weil ihre Wirtschaft sie
benötigt. Wenn ein Volk Pech hat und diese Rohstoffe unter dem Boden
liegen den es seine Heimat nennt, dann muss es eben weichen – freiwillig
oder durch brutale Gewalt.
Nordkorea ist kein Land in dem man leben möchte, kein Staat, der es
seinen Bürgern gestattet, sich frei und ungehindert auszusuchen, wie sie
leben wollen. Es ist eine Diktatur übelster Sorte, in dem ein
Menschenleben wenig bis gar nichts zählt. Aber ist Nordkorea auch, wie
Ex-Präsident George W. Bush es formuliert, ein Schurkenstaat?
Hat Nordkorea andere Länder überfallen, mit Krieg überzogen und durch
seine Geheimdienste destabilisiert? Stellt es Forderung die über die
der Achtung der eigenen Souveränität und Unversehrtheit seines
Staatsgebietes hinausgehen? Unterhält es Militärbasen rund um den
Globus, von wo aus es jederzeit gegen jedermann losschlagen kann?
Verlangt Nordkorea von anderen Staaten, dass sie sein Wirtschaftssystem
übernehmen, ihre Grenzen öffnen, damit es seine hochsubventionierten
Produkte dort verkaufen kann?
Nordkorea mag aggressiv erscheinen, aber seine Führung hat erkannt,
dass sich ein Land nur seine Unabhängigkeit bewahren kann, wenn es
Atomwaffen besitzt. So traurig es ist, nur der Besitz der Atombombe, die
Gefahr der eigenen totalen Vernichtung für den Angreifer, bewahrt ein
Land vor den gesetzlosen, völkerrechtswidrigen Übergriffen der
Großmächte, allen voran die USA.
Wer hat eigentlich bestimmt, welche Länder Atomwaffen besitzen dürfen
und welche nicht? Gibt es rational nachvollziehbare Regelungen? Oder
ist es einfach so, dass die ersten Atommächte sich das Recht genommen
haben, kraft der eigenen angesammelten Sprengkraft zu bestimmen, wer
diesen Planeten in die Luft sprengen darf und wer nicht? Was
prädestiniert Frankreich, Großbritannien, Russland, China, Indien,
Pakistan, Israel und die USA, im Besitz dieser diabolischen
Vernichtungswaffen zu sein und andere nicht?
Warum darf Donald Trump
abends vor den zu Bett gehen liebevoll über den roten Knopf streichen
und sich selbst verliebt als Richter über Leben und Tod fühlen und Kim
Jong-Un nicht?
🔻
Sind die Bomben in den USA sicherer als in Nordkorea? Was veranlasst
uns zu dieser Annahme? Sind es nicht die USA,vor denen keine Nation
sicher ist? Wikipedia zählt allein seit 1991, dem Jahr in dem die Sowjetunion sich auflöste 18 Militäraktionen der USA auf:
- Januar/Februar 1991: Kuwait: US-geführte Koalitionstruppen, legitimiert durch einen Beschluss des Weltsicherheitsrats der Vereinten Nationen, marschieren in Kuwait ein und beenden mit der Operation Wüstensturm die irakische Besetzung des Landes.
- 27. August 1992: Irak – Die Vereinigten Staaten errichten im Irak
eine Flugverbotszone für irakische Flugzeuge nördlich des Breitengrades
von 36°N und südlich von 33°N. Der Luftkrieg wird eingeschränkt bis 2002
wieder aufgenommen, vorgeblich um Saddam Hussein von Luftangriffen auf
die irakischen Kurden im Norden und die Schiiten im Süden des Landes
abzuhalten und einen erneuten Überfall auf Kuwait zu verhindern.
- 9. Dezember 1992: Somalia
– Die Vereinigten Staaten entsenden auf Aufforderung des
Generalsekretärs der Vereinten Nationen und Beschluss des
Sicherheitsrats 28.000 Soldaten nach Somalia, um den Bürgerkrieg zu
beenden (Rückzug 1994 nach blutig gescheitertem Versuch der Festnahme
von General Mohammed Farah Aidid).
- 27. Juni 1993: Irak – Kriegsschiffe unternehmen einen Einsatz gegen den Irak und feuern 23 Marschflugkörper auf Bagdad ab.
- August/September 1994: Haiti – Amerikanische Truppen setzen auf
Druck des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen die Reinstallation des
1991 durch einen Militärputsch gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide durch.
- 20. August 1998: Sudan – Als Vergeltung für die Terroranschläge auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania führen die Vereinigten Staaten einen Luftangriff auf eine angebliche Giftgasfabrik durch, die sich später als die Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik herausstellte.
- Ab 2001, Operation Enduring Freedom: Die US-Marine sichert Seehandelswege um die somalischen Gewässer.
- 20. März 2003, Operation Iraqi Freedom: Irak – Streitkräfte einer 48 Nationen umfassende Koalition griffen im Dritten Golfkrieg den Irak an und stürzten die Regierung von Saddam Hussein.
Der Irak wurde übergangsweise als Protektorat verwaltet, im Sommer 2005
wurden Wahlen abgehalten und offiziell die Regierungsgeschäfte an die
gewählte Regierung übergeben. Die amerikanischen Truppen verließen das
Land 2011.
- Die US-Marine bekämpft somalische Piraten im Verbund mit weiteren Marineeinheiten verschiedener Teilnehmernationen.
- Frühjahr 2011 – Militärische Luftschläge sowie Marineeinsätze mit Marschflugkörpern gegen Libyen, um eine Flugverbotszone durchzusetzen und Militärschläge des Machthabers Muammar al-Gaddafi gegen die von den USA unterstützen Aufständischen im Land zu verhindern.
- Operation United Assistance: Zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika errichteten US-Truppen ab September in Liberia
Behandlungseinrichtungen unter der Beteiligung von 539 Soldaten.
Nachdem der Präsident von 3000 Soldaten gesprochen hatte, sollen gemäß
Medienberichten bis zu 4700 Soldaten in Westafrika im Einsatz stehen.
Unter dem Suchbegriff Nordkorea findet sich kein einziger solcher Eintrag.
Das soll nicht heißen, dass Nordkorea der friedlichste Staat der Erde
ist, schliesslich hat Kim Jong-uns Großvater Kim Il-sung 1950 den
Koreakrieg ausgelöst. Hierbei handelte es sich aber um eine
innerkoreanische Angelegenheit. 1945 nach der Befreiung Koreas von der
japanischen Herrschaft wurde das Land nach alter Kolonialherrenart am
38. Breitengrad in eine nördliche Hälfte unter Verwaltung der UDSSR und
eine südliche unter der Verwaltung der USA aufgeteilt.
Grund war die Befürchtung Großbritanniens, dass wenn man den
Koreanern die Selbstbestimmung über ihr Land überlassen würde, die
anderen Kolonien des „Britischen Empire“ das gleiche Recht für sich
fordern würden. Christian Schmidt-Häuer schreibt in einem
lesenswerten Artikel:
„Mit dem Ende der japanischen Herrschaft kam neues
Unglück. Am 10. August 1945, einen Tag nachdem die Bombe auf Nagasaki
gefallen war, beugten sich in den USA zwei junge Offiziere über eine
Karte Koreas. John McCloy, Staatssekretär im Kriegsministerium, hatte
sie beauftragt, binnen 30 Minuten einen Plan zur Teilung Koreas
auszuarbeiten.
Bereits im Dezember 1943 waren die USA, England und China
übereingekommen, das Land für 20 bis 30 Jahre unter die
Treuhandschaftsregierung der Großmächte zu stellen.Nun starrten die
beiden Offiziere – einer von ihnen war der spätere Außenminister Dean
Rusk – auf die ihnen unbekannte Halbinsel. Sie tippten auf den 38.
Breitengrad, weil die Hauptstadt Seoul so in ihrer, der südlichen
Besatzungszone lag […].
So wurde das Land, gerade der Kolonialherrschaft
entkommen, von Neuem besetzt, für seine Bevölkerung wiederholte sich der
Albtraum des 19. Jahrhunderts. Und bis heute haben die Koreaner beider
Hälften darunter zu leiden, dass die Weltmächte auf ihrer Halbinsel
einen Jurassic Park des Kalten Krieges hinterlassen haben.“
Beide Teile Koreas wurden von Diktatoren regiert. Im Norden herrschte
der von den Sowjets eigesetzte Kommunist Kim Il-sung, im Süden der
Rechtsfaschist Rhee Syng-man. Diktatoren, die von den Besatzungsmächten
eingesetzt und gestützt wurden waren beide. Auch hatten beide das
Bestreben, die Einheit Koreas mit Waffengewalt herbeizuführen. Die
Menschen spielten dabei keine Rolle. Es gab tausende von Toten auf
beiden Seiten. Im Norden durch die brutal durchgesetzten Enteignungen
und Vergesellschaftungen in der Wirtschaft und im Süden durch ein
grausames Regime des militanten Antikommunismus‘.
Kim Il-sung sah als erster seine Chance und schlug zu, aber auch im
Süden warteten die USA nur auf die Chance ihre gewaltige Streitmacht an
die direkte Grenze zu China zu verschieben.Seit ihrer Niederlage 1953
zeichnen die USA das Bild eines Volks von Robotern mit einem
wahnsinnigen, unberechenbaren Führer an der Spitze.
Sie provozieren mit Seemanövern, überfliegen koreanischen Luftraum
und machen überall ihren Einfluss geltend, um Nordkorea zu schaden, bis
zu George W. Bushs unverhohlenen Drohung gegen die Schurkenstaaten der
Erde, als die er Irak, Iran, Libyen, Syrien, den Sudan, Kuba, Südjemen
und Nordkorea ausgemacht hatte. Der Irak musste blutig erfahren, was es
heißt, als Schurkenstaat zertifiziert zu werden. Syrien sammelt seit
sechs Jahren bittere Erfahrungen in Sachen Schurkenstaat.
Der Sudan musste große Teile seines Staatsgebietes, die ölreichen
Südprovinzen an ein künstlich geschaffenes Staatengebilde Namens
Südsudan abtreten, um von der Liste gestrichen zu werden. Effektiven
Nutzen konnte der Sudan aus seiner Demutsgeste nicht ziehen. Die
Menschen im Südsudan schlachten sich seit ihrer Unabhängigkeit
gegenseitig ab.
Der Südjemen gab seine Eigenstaatlichkeit sogar ganz und gar ab und
vereinigte sich mit dem Nordjemen. Geholfen hat das weder den Süd-, noch
den Nordjemenitern. Seit nunmehr fast drei Jahren lassen die USA im
Jemen, einem der ärmsten Länder der Welt, durch ihre saudischen
Vasallen, einen an Grausamkeit nicht zu überbietenden Krieg führen.
Grund dafür ist ein anderer ehemaliger Schurkenstaat. Der Iran
wurde
zwar ebenfalls von der Liste der Schurkenstaaten gestrichen, da das in
dem in jahrelangen Verhandlungen erzielten Vertrag über das iranische
Atomprogramm zugesichert wurde, aber Papier ist geduldig. Iran
unterstützt die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen, die 2015 praktisch
bereits die ungeliebte Regierung des Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi
entmachtet hatten. Die USA sowie Saudi-Arabien fürchteten um eine
Machtverschiebung in der Region zugunsten der Schurken aus Teheran.
Muammar al-Gaddafi, den Ronald Reagan einmal sogar als „irren Hund“
bezeichnete,
verzichtete schon 2003 auf die Entwicklung den Besitz und
Gebrauch von sogenannten ABC-Waffen. Dafür wurde Libyen nicht nur von
der Liste der Schurkenstaaten gestrichen, sondern es wurde ihm von den
USA unter George W. Busch versprochen, die USA würden ihm beistehen,
sollte sein Land angegriffen werden.
Die Art und Weise, wie die USA solche Versprechen einzuhalten pflegen, durfte Gaddafi dann 2011 am eigenen Leibe erfahren.
Mit brutaler Gewalt gegen das gesamte libysche Volk, man spricht von
40 – 50.000 Toten, wurde Gaddafi aus dem Amt gebombt. Als man ihn auf
der Flucht schließlich stellte und aus einem trocken gelegtem
Abwasserrohr zog, wurde er mit einer Eisenstange gepfählt. Allen diesen
„Schurkenstaaten ist eins gemein: Sie waren militärisch schwach und
hatten der US-amerikanischen Militärmaschine nichts entgegenzusetzen.
Hätte das oben erwähnte Grenada Atomwaffen besessen, Ronald Reagan hätte
es sich zweimal überlegt, ob er gegen den Zwergstaat seine Marine in
Marsch setzt.
So aber ist Grenada heute zwar weiterhin Mitglied des britischen
Commonwealth, ansonsten aber eine Kolonie der Vereinigten Staaten,
besetzt von der US-Army.
Dieser Umstand der faktischen Wehrlosigkeit ist auch von
ausschlaggebender Bedeutung für die Besitzer der veröffentlichten
Meinung. Entdeckten die Herrschaften bei Staatschefs wie Gaddafi,
Hussein oder Assad noch ihr demokratischen Gewissen und bekundeten ihre
tiefe Verbundenheit mit solchen Werten wie Menschlichkeit, Freiheit und
sexueller Selbstbestimmung, so herrschte in Bezug auf Kim Jong-Un
beredtes Schweigen.
Tönte es in den Medien noch Saddam, Gaddafi, Assad muss weg, wurde
nach Flugverbotszonen, dem Internationalen Strafgerichtshof gerufen, war
und ist jeder Verbrecher, jeder Mörder, jeder Landsknecht oder Söldner
als Verbündeter willkommen, so übte die Presse in Bezug auf Kim Jong-Un
vornehme Zurückhaltung. Ja der Mann ist ein übler Diktator – aber die
Welt ist leider nun einmal wie sie ist.
Als Trump dann im April 59 Marschflugkörper auf einen syrischen
Militärstützpunkt niederregnen liess, allein auf die bis heute
unbewiesene Tatsache hin, dass angeblich die syrischen Streitkräfte
Giftgas im Kampf gegen die internationalen Söldner in ihrem Land
eingesetzt hätten, war die internationale Presse förmlich aus dem
Häuschen:
„Es handelte sich um den ersten amerikanischen Angriff
auf die syrische Regierung. Und es ist der deutlichste militärische
Schritt des US-Präsidenten Donald Trump seit seiner Amtsübernahme“,
freute sich die
Tagesschau und
sie ließ ganz entgegen ihrer sonstigen Verfahrensweise mit dem so
ungeliebten Trump, diesen sogar höchst eigen zu Wort kommen:
„Von dem ins Visier genommenen Flugplatz sei vor wenigen
Tagen ein Angriff mit Giftgas ausgegangen, sagte Trump: „Ich rufe heute
alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschließen.“
Grund dafür war, dass der Mann endlich zur Vernunft gekommen war und
sich endlich von dem Schlappschwanz Obama distanziert hatte:
„Im Wahlkampf hatte Trump von einem Eingreifen in den
Bürgerkrieg stets abgeraten und gefordert, die Staaten dürften nicht in
Konflikt hineingezogen werden.…Die Vorgängerregierung von Barack Obama
hatte mit militärischen Schritten gegen die syrische Regierung lediglich
gedroht – sie aber nicht ausgeführt.“
Für
„Die Welt“ schien
wohl bereits eine Zeitenwende gekommen. Das Blatt hielt es für
angebracht, die Rede des US-Präsidenten im Wortlaut abzudrucken, so als
sei die Menschheit Zeuge eines epochalen Ereignisses gewesen.
„Der Spiegel“ konnte seine Enttäuschung ob der nur vier Toten und sechs Verletzten nur schwer verbergen. Er forderte mehr Bomben:
„Mit der chirurgischen Operation (man kennt diese
Metapher seit dem ersten Irakkrieg , noch unter dem alten Bush, als
General Schwarzkopf den denkwürdigen Ausspruch tat, die US-Waffen seien
so präzise, das man in einem Hochhaus präzise ein bestimmtes Klo treffen
könne, die einzig verbleibende Frage sei, ob das Herren- oder das
Damenklo, d. A.) versucht Trump, auf Abschreckung zu setzen.
Allerdings dürfte sie kaum die Kräfteverhältnisse in
Syrien verändern. Dazu würde es weiterer und regelmäßiger Angriffe
bedürfen, die dann allerdings vom Kongress in Washington abgesegnet
werden müssten. Und die Unterstützung für eine tiefere Verstrickung in
den Krieg in Syrien ist in den USA gering.“
Trump entwickelte sich, praktisch über Nacht, in den Augen der
Spiegelredakteure vom tumben Blödmann, Frauengrabscher und notorischem
Lügner zu einem gewieften Staatsmann und Taktiker:
„Mit seinem Befehl versendet Trump gleich mehrere
Botschaften. Syriens Machthaber Baschar al-Assad will er signalisieren,
dass der Einsatz von Chemiewaffen künftig nicht mehr ohne Sanktionen
bleibt. Gegenüber Moskau zeigt der US-Präsident, dass er im Zweifel auch
gegen die Interessen Russlands zu agieren gewillt ist.“
So ganz nebenbei verteilten die Spiegel-Leute, genau wie die Kollegen
von der Tagesschau, noch ein paar gezielte Nachtritte gegen Trumps
Vorgänger Obama:
„Und nach innen gibt ihm der gezielte Angriff die
Gelegenheit, sich als Mann zu inszenieren, der anders agiert als sein
Vorgänger und bereit ist, weitgehend ohne Vorwarnung zuzuschlagen.“
Einfach zu wenig Tote, dieser Meinung war auch das
Zentralorgan der Grünen, die „taz“:
„Viel Schall und Rauch“,
und bedauerte die bisher verpassten Chancen schon zu früherer Zeit,
einen schönen Feuerüberfall auf das, verglichen mit der bestens geölten
Todesmaschinerie der USA, hilflose Syrien zu starten:
„Laut Analysten entsprach der Angriff ziemlich genau dem,
was das US-Militär im Sommer 2013 als Vergeltung für die damaligen
Chemiewaffenangriffe des syrischen Regimes ausgearbeitet hatte.…Barack
Obama zuckte schließlich zurück. Donald Trump nicht.“
Vielleicht, so scheint man im Verlagshaus der Alternativen gedacht zu
haben, könnte daraus endlich eine richtige Militärintervention werden,
mit Bomben auf Städte, Industrieanlagen Flughäfen, Staudämmen,
Elektrizitätswerken und so:
„Ob das jetzt zu einer Eskalation führt, hängt von den
Reaktionen ab. Trump hat den syrischen Tisch umgestoßen und alle, die
daran vor sich hin dösten, sind aufgeschreckt und überlegen sich, was
das zerbrochene Porzellan für sie bedeutet.“
Da mochte man dem Trump sogar verzeihen, dass er ein erklärter Gegner
der All-Gendertoiletten ist. Die Wahlkampfmanager des ehemaligen
Baulöwen aus New York hätten das auch nicht schöner formulieren können.
Man sieht die Trump-Wähler im Mittelwesten eifrig mit dem Kopf nicken.
Genau aus dem Grund haben sie Trump gewählt: Einer, der endlich mal den
Finger in die Wunden legt, der die fett und träge gewordenen Politiker
aufweckt, ihnen Beine macht. Die „taz“ im Kielwasser der AFD.
Ja so war sie drauf, die Journaille damals im Frühjahr: Immer feste
druff! Und heute? Gut vier Monate später? Trump muss wieder Platz nehmen
auf der Bank der Paria:
„Trump spielt mit dem Feuer“
zeigte sich
„Der Spiegel“ wenig originell in seiner Überschrift und auch was dann kam war für Spiegelleser eher wenig neu und überraschend:
„So leichtfertig hat noch kein US-Präsident gezündelt.
Der Konflikt mit Kim Jong Un lässt befürchten: Der unberechenbarere
Akteur sitzt nicht in Nordkorea, sondern in einem Golfklub in den USA.“
Der alte Doofmann war wieder da. Sogar der etatmäßige Finsterling Kim
Jong-un, von dem es doch immer geheißen hatte, er provoziere die ganze
Welt mit seinen Atom- und Raketentests, ist plötzlich derjenige, der die
Welt vor Trump retten muß.
Die
„Süddeutsche“
gar, spricht von Diplomatie, ein Begriff, der aus dem Wortschatz
unserer Welterklärer seit mehreren Jahren verdammt schien, der einfach
nicht mehr vorkam, scheinbar total veraltet. Man löste Probleme und
Meinungsverschiedenheiten schon lange nicht mehr durch Diplomatie
sondern durch Sanktionen, Drohungen, Geheimdienstaktionen und wenn das
alles nicht fruchten wollte, durch das Ausüben unmittelbarer, brutaler
Gewalt, durch Bomben und Raketen:
„Trump demontiert seinen Außenminister – und die US-Diplomatie“
Der Antwort auf die Frage, was den Umdenkprozess in unseren Medien
wohl in Gang gesetzt haben mag, nähern wir uns, wenn wir unsere seit
Jahren gewachsene Abneigung überwinden und lesen, wenn uns Andreas
Petzold im „Stern“, einem Blatt, dass dereinst, als in Deutschland noch
Berichterstattung Vorrang hatte vor strammer Agitation, hohe Reputation
besaß, seine Sicht der Dinge schildert:
„Die Ignoranz von Trump kann lebensgefährlich sein –
US-Präsident Donald Trump setzt auch gegen Nordkorea seinen Politik-Stil
fort: unberechenbar und ohne Sachkenntnis.“
Und so, als hätte es die letzten Jahrzehnte US-amerikanischer
Hegemonialpolitik mit ihren Kriegen, ihrer Verwüstung und
hunderttausenden an Toten und Verstümmelten nicht gegeben, spricht er
von einer für ihn scheinbar ganz neuen Gefahr:
„Das kann Menschenleben kosten.“
Haben die militärischen Abenteuer der USA in Afghanistan, im Irak, in Libyen und Syrien etwa keine Menschenleben gekostet?
Ein Verdacht macht sich breit. Sollte es vielleicht zweierlei Arten
von Menschenleben geben? Einmal die der Afghanen, Iraker, Libyer, Syrer,
Kongolesen, Sudanesen und Palästinenser und zum anderen das der durch
die Atombombe Kim Jong-uns nun gefährdete der Europäer, Kanadier,
Australier, US-Amerikaner? Das wäre dann ja wohl Rassismus in Reinform.
Oder ist es einfach so, dass unsere Schreiberlinge plötzlich fühlen,
dass im Gegensatz zu den Gemetzeln in wehrlosen Ländern der dritten
Welt, unvermittelt sie selbst in Gefahr sind, durch den grellen Blitz in
die Elemente zerlegt werden, aus denen sie gemacht sind? Ist es die
pure Angst, vielleicht am eigenen Leibe erleben zu müssen, was Menschen
erlitten haben, denen sie in der Vergangenheit leichtfertig oder aus
reiner Boshaftigkeit den Krieg in ihr Leben geschrieben und auf den Hals
gehetzt haben?
Wenn dem so ist, und einiges scheint dafür zu sprechen, dann wäre das
der klare Beweis dafür, dass es die beste Lebensversicherung kleiner,
zur Zeit noch wehrloser Nationen ist, sich selbst die Bombe zu
beschaffen. Im Besitz der schrecklichsten aller Waffen zu sein, bedeutet
den Krieg in die Länder der Aggressoren zu tragen, ihnen selbst im
Falle eines Angriffs die totale Vernichtung anzudrohen. Es würde Kim
Jong-un Recht geben, und die Rechtfertigung dafür sein, auf Kosten der
miserablen wirtschaftlichen Situation der eigenen Bevölkerung weiter
sein Atom- und Raketenprogramm voranzutreiben.
Wenn wir das wollen, dann ist alles gut so wie es ist. Wenn wir aber
wollen, dass zukünftige Generationen in Frieden und ohne Angst leben vor
dem Supergau, der unsere Erde für immer in eine leblose Wüste
verwandelt, dann ist es an der Zeit, die Atomwaffen zu verschrotten, den
kleinen Nationen, die Garantie, nicht nur durch Worte sondern vor allem
durch aktive Taten, zu geben, dass sie ihr Gemeinwesen ohne Bedrohung
von außen in Zukunft so gestalten können wie sie es wollen.
Wir müssen
die UNO reformieren und endlich zu einem ehrlichen, von Verantwortung
getragenen gleichberechtigtem Dialog der Nationen kommen, gleichgültig
ob groß. oder klein, christlich oder islamisch, arm oder reich.
Neue Wege einschlagen