Monika Donner wird bei Interviews wiederholt als Mitarbeiterin des Verteidigungsministeriums dargestellt
 
 
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In der rechten Szene hat sich Monika Donner bereits einen Ruf erarbeitet.

Sie gibt etwa dem Rechtsaußen-Magazin Info-Direkt Interviews (wo sie als regelmäßige (Gast-)Autorin geführt wird) oder trat bei Veranstaltungen der rechtsextremen "Partei des Volkes" auf – um "zwischen rechts und links zu vermitteln", wie Donner sagt. Dabei verweist sie immer wieder auf ihren Arbeitgeber:



Das österreichische Verteidigungsministerium.

Auf der Autorenhomepage bei ihrem Verlag nennt sich die Autorin etwa "studierte Juristin, strategische Analytikerin sowie Ministerialrätin im österreichischen Verteidigungsministerium".



Außerdem gibt Donner an, eine "psychosoziale Nebentätigkeit beim Heerespsychologischen Dienst" auszuüben.



Der Job im Verteidigungsministerium bringt Donner Glaubwürdigkeit in der Szene: "Klarerweise verleiht der Hinweis, dass Donner in einem österreichischen Ministerium arbeitet, das ihre Umtriebe offenkundig toleriert, ihren Aussagen eine höhere Autorität 


– hätte sie diesen Job nicht, müsste sie schließlich als die Obskurantin auftreten, die sie ist", sagt etwa der Politikwissenschafter Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) zum STANDARD.


"Warum Deutschland sterben soll"


Im Herbst dürfte Donner für neue Aufmerksamkeit sorgen. In "Krieg, Terror, Weltherrschaft" will Donner analysieren "warum Deutschland sterben soll" – so der Untertitel des Buches. In dessen Beschreibung, die nun veröffentlicht wurde, wird etwa von einer "anglo-amerikanischen Globalisierungsclique, die die Weltherrschaft anstrebt", gesprochen.

"Adolf Hitler hatte also im Großen und Ganzen Recht, als er sagt: 'Es ist eine kleine wurzellose internationale Clique, die die Völker gegeneinander hetzt", heißt es.


Zwar wird angegeben, dass die "Kriegstreiberclique nicht nur geschweige denn aus Juden" bestand sowie "niemand den germanischen Geist der Freiheit mehr gequält hat als Hitler", die Novemberpogrome 1938 werden gleich darauf als vom NS-Regime "inszeniertes und konzertiertes Ereignis" bezeichnet, das der "anglo-amerikanischen Globalisierungsclique" diene.


Außerdem fällt der Satz, dass Hitler "und sein Regime eine Schande für die Grundidee des Nationalsozialismus" gewesen seien.


"Die Grundidee des Nationalsozialismus war selbstverständlich die Herstellung der Vorherrschaft der ‘arischen Rasse" im Weltmaßstab.


Wie dieser Idee Schande angetan werden kann, ist nicht nachvollziehbar, es sei denn, man hängt einem wohlwollenden falschen Bild des Nationalsozialismus an, das die erwähnte Grundidee leugnet", erklärt der Historiker Bernhard Weidinger vom DÖW. Donners Thesen seien "zweifellos revisionistisch", da sie "die Deutschen von Aggressoren zu Opfern macht", so Weidinger weiter.

"Deutsche Reich fiel Globalisierungsclique zum Opfer"


Donner sieht das naturgemäß anders. Als Wurzeln des Nationalsozialismus bezeichnet sie in E-Mails an den STANDARD den "Nationalsozialen Verein", der 1896 von einem evangelischen Pfarrer gegründet und 1903 wieder aufgelöst worden war und etwa mit dem Antisemitismus der Nationalsozialisten nichts zu tun hatte.


Unter Historikern ist der Einfluss des Nationalsozialen Vereins auf die NSDAP jedoch äußerst umstritten. Donner gibt an, das NS-Regime "schärfstens zu verurteilen".


Ihr sei wichtig, dass "das deutsche Reich im 1. Weltkrieg nachweislich der Globalisierungsclique zum Opfer gefallen" sei, im Zweiten Weltkrieg wurde dann "nicht das deutsche Volk, sondern das verbrecherische NS-Regime nach Hitlers Putsch anlässlich des Reichstagsbrands zum Täter".



"Historiker, die diese Basics nicht verstehen können oder wollen, sollten den Bruf wechseln – Schmiernippelwart bei der Royal Navy bietet sich an", so Donner.



Aber Donner beschäftigt sich auch mit der aktuellen politischen Lage. In einem YouTube-Interview mit dem Blog "Quer-denken.tv" bezeichnet die Ministerialrätin die Anschläge des IS in Paris vom November 2015 als "False Flag"-Operation. "13. November mittags wurde der Befehl an den französischen Flugzeugträger De Gaulle gegeben, Richtung Naher Osten auszulaufen.




Acht Stunden später war der Anschlag", sagt Donner. Im Gespräch mit dem STANDARD sagt Donner, man müsse fragen, wem der Anschlag genutzt habe:



"Cui Bono". Sie gibt an, "gewissenhaft recherchiert" und ihre Hypothesen "bestens belegt" zu haben. 

Der erste Band von "Krieg, Terror, Weltherrschaft" soll über 2.200 Fußnoten aufweisen.

 

 

Öllinger: "Völlig wahnsinnig"


Der grüne !!! Abgeordnete Karl Öllinger beschäftigt sich bereits seit Längerem mit Donner. Er bezeichnet ihre Thesen zum Attentat im Pariser Bataclan oder zu den Anschlägen des 11. September (laut Donner ebenfalls False-Flag) als "völlig wahnsinnig".


Öllinger fragte vergangenen Herbst im Verteidigungsministerium, ob Donner dienstrechtliche Konsequenzen drohen.


Laut der parlamentarischen Anfragebeantwortungen seien "hinsichtlich allfälliger strafrechtlich relevanter Verdachtsmomente Erhebungen durchgeführt und die Sachverhalte der jeweils zuständigen Staatsanwaltschaft zur Kenntnis gebracht" worden.



Der STANDARD hatte über die Vorwürfe berichtet.



Bisher habe jedoch noch kein Verfahren zu einer strafrechtlichen Anklage geführt. Auch jetzt gibt das Verteidigungsministerium an, "den Inhalt und die Zusammenhänge genau zu untersuchen" und bei "Vorliegen einer strafrechtlich relevanten Handlung unverzüglich die erforderlichen rechtlichen Maßnahmen vonseiten des Ministeriums zu setzen".



Festzuhalten sei aber, dass "die in den beiden Buchdarstellungen angeführten Inhaltsbeschreibungen sich nicht mit der Ansicht des Ministeriums decken", so ein Sprecher zum STANDARD.

 

 

"Weiß, was sie gerade noch sagen darf"




Für Öllinger ist Donner "juristisch sehr bewandt, daher weiß sie immer, was sie gerade noch sagen darf." Ihn beunruhigt die Reaktion des Verteidigungsministeriums. "Man hat alles abgetan und lässt nicht erkennen, dass hier etwas passiert", so Öllinger, der von Donner in einem Blogbeitrag als "Rechtsextremer oder Psychopath" bezeichnet worden ist.



Öllinger verweist etwa auf das Beamten-Dienstrechtsgesetz, das besagt, dass "das Vertrauen der Allgemeinheit in die sachliche Wahrnehmung von dienstlichen Aufgaben erhalten" bleiben müsse.




Donner selbst sieht sich als "mitte-links gesinnter Mensch". Sie wähle aber "grundsätzlich schon lange nicht mehr". Sie erlangte 2009 Aufmerksamkeit, als sie vor dem Verfassungsgerichtshof (VfGH) den OP-Zwang an Transsexuellen kippte.



Donner, die als Anton Justl geboren wurde, war bis 2002 Hauptmann beim Bundesheer. 2015 heiratete sie ihre Ehefrau in England.


"Meine Frau und ich können herzhaft darüber lachen, dass wir ausgerechnet hier in Österreich von eigenartigen Zeitgenossen als ‘rechts’ eingestuft werden", sagt Donner.



Kritiker wie Öllinger sagen, dass Donner ihre Transsexualität einsetzt, um Vorwürfe des Rechtsextremismus abzuwehren. (Fabian Schmid, 25.8.2017)