US-Präsident Trump hielt während der
UN-Vollversammlung im September 2019 eine Rede, in der er dem
Globalismus eine klare Absage erteilte.
Die Globalisierung, die mächtigste Kraft, die die Wirtschaft der Welt
in den letzten zwei Jahrzehnten geprägt hat, weicht nun einer neuen
Ordnung der Welt. Die Stimmungslage gegen die Globalisierung,
insbesondere in den Industrieländern, hat zu einer globalen
Wiederbelebung des Nationalismus geführt.
Donald Trump nutzte diese Stimmung, indem er eine
protektionistische Haltung mit dem Motto „America First“ einnahm, die
ihm 2016 einen atemberaubenden Wahlsieg bescherte.
Seit seinem Amtsantritt hat Trump den Handel – die Grundlage der
Globalisierung – zu einer seiner wichtigsten politischen Prioritäten
gemacht. Seine Ablehnung des Globalismus und seine Vergeltungsmaßnahmen
gegen unfaire Außenhandelspraktiken haben einen grundlegenden Wandel in
der Welthandelsordnung ausgelöst.
Er hat multilaterale Handelsabkommen „einen großen breiigen Topf“
genannt und deutlich gemacht, dass er bilaterale Handelsabkommen
bevorzugt.
Trump hat wiederholt gesagt, dass ein Großteil des
Welthandels ungerecht war und andere Länder die Vereinigten Staaten
ausgenutzt haben. Er hat auch die führenden Politiker der Welt
aufgerufen, den „Globalismus“ zu beenden und ihre eigene Nation wieder
an die erste Stelle zu setzen.
Die Zukunft gehört nicht den Globalisten, sie gehört den Patrioten“,
sagte Trump in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung Ende
September. Er forderte die Länder auf, an ihrer Souveränität und
Unabhängigkeit festzuhalten.
Seitdem spitzen sich die Handelskonflikte immer mehr zu, auf den
höchsten Grad seit mehr als drei Jahrzehnten – nachdem Trump beschlossen
hatte, Zölle auf chinesische Waren zu erheben. Die Vereinigten Staaten
führten auch Beschränkungen für ausländische Direktinvestitionen ein.
Der Umfang des internationale Handels wächst nach Angaben der
Welthandelsorganisation (WTO) in diesem Jahr deutlich langsamer. Das
Welthandelsvolumen für Waren wird 2019 voraussichtlich um 1,2 Prozent
steigen, gegenüber 3 Prozent im Vorjahr, was auf Handelsspannungen und
eine sich abschwächende Weltwirtschaft zurückzuführen ist. Auch die
Ströme ausländischer Direktinvestitionen nehmen ab.
Was kommt nach der Globalisierung?
Michael O’Sullivan, Autor des Buches „The Levelling: What’s Next
After Globalization“, sagte, dass das Zeitalter der Globalisierung
bereits hinter uns liegt und nun einer multipolaren Welt Platz macht.
Ich bin überhaupt nicht gegen die Globalisierung. Ich
denke nur, dass sie vorbei ist, und wir müssen uns dringend auf den Weg
in die Zukunft konzentrieren“, sagte er der Epoch Times.
O’Sullivan betont in seinem Buch, dass die
Antiglobalisierungsbewegung mit der Wahl von Trump und dem Brexit
deutlich sichtbarer geworden ist. Es wird mehr Anzeichen dafür geben,
die für Politiker und Wirtschaftsführer schwieriger zu ignorieren sein
werden.
Das Buch beschreibt die neue Ordnung in der Zeit nach der
Globalisierung, in der die Geopolitik nach Ansicht des Autors von drei
großen Akteuren dominiert werden wird: ein China-zentriertes Asien,
Amerika und Europa.
O’Sullivan, der über 20 Jahre Erfahrung in der Vermögensverwaltung
verfügt, nennt die Zunahme der Einkommensungleichheit in einigen
Ländern, darunter den Vereinigten Staaten, als einen der Gründe, warum
der Globalismus unter Beschuss geraten ist.
Ihm zufolge hat China zwar von der Globalisierung profitiert, aber es
ist eines der am wenigsten globalisierten Länder der Welt. Zudem ist
der chinesische Führer Xi Jinping sogar Trump weit voraus, indem er die
Interessen seines Landes in den Vordergrund stellt.
„Worauf Trump hinaus will, ist zum Teil durch den Rückgang in Teilen
der amerikanischen Wirtschaft motiviert, insbesondere auf der
Produktionsseite“, sagt O’Sullivan.
Ich denke, es gibt den aufschlussreichen, stichhaltigen
Punkt, dass die chinesische Methode darin besteht, auf der Grundlage der
Innovationen anderer Völker zu wachsen, sie zu kopieren und dann
weiterzuentwickeln. Und das stimmt nicht mit der westlichen Sichtweise
überein, wo geistiges Eigentum geschätzt wird.“
Trump habe, „einen klaren Standpunkt dazu und er hat die
Unterstützung eines Großteils der amerikanischen Unternehmen in diesem
Punkt.“
Ein weiterer Grund für die Ablehnung des Globalismus durch einige
Länder ist das nachlassende globale Wirtschaftswachstum. Wie der
leitende Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, einmal
sagte, ist das Wachstum zu einer „knappen Ware auf der ganzen Welt“
geworden.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Chinas begannen lange vor dem
Handelskrieg und die steigende Verschuldung in vielen Ländern birgt
erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft.
Trump „und andere erkennen, dass sich die Weltwirtschaft abschwächt.
Und der Kuchen der Globalisierung wird nicht größer“, sagte O’Sullivan.
„Und wann immer das passiert, neigen die Leute dazu, sich um die
Scheiben des Globalisierungskuchens zu streiten, anstatt zu versuchen,
ihre eigene Wirtschaft zu entwickeln.“
In der neuen multipolaren Welt können die Vereinigten Staaten ihre
Führungsrolle beibehalten, indem sie die Dominanz des Dollars im
Welthandel bewahren.
Auf diese Weise kann es seine „finanzielle Vorherrschaft
aufrechterhalten, weil Amerika finanziell tatsächlich dominanter ist,
als militärisch“, sagte O’Sullivan. „Ich denke, das Zweite, was sie tun
können ist – und das ist, was Europa will – zu versuchen, die Regeln und
Vorschriften für neue Technologien festzulegen.“
Viele der im 20. Jahrhundert geschaffenen Institutionen – die WTO,
die Weltbank und der Internationale Währungsfonds – werden laut dem Buch
bedeutungslos werden oder untergehen. In vielen Fällen würden diese
Institutionen durch Großmachtdiplomatie ersetzt werden.
Wenn man sich die Welthandelsorganisation ansieht, hätte
sie eigentlich stärker in den Handelskrieg zwischen den Vereinigten
Staaten und China eingreifen müssen. Aber sie tat es nicht wegen ihrer
schlechten Führung,“ sagte O’Sullivan.
Welthandelsorganisation
Trump kritisierte die WTO wiederholt für ihre veralteten Regeln, die
bei der Regulierung globaler Handelsstreitigkeiten dysfunktional
geworden sind.
Im Dezember 2018 erkannten die G-20-Länder gemeinsam an, dass das
multilaterale System versagt hat und verbessert werden muss. Die Führer
der führenden Volkswirtschaften der Welt einigten sich darauf, die 24
Jahre alte multilaterale Organisation zu reformieren und unterstützten
Trump.
Seit dem Beitritt Chinas zur WTO im Jahr 2001 dreht sich jedoch bei
der Globalisierung alles um die Einbeziehung Chinas, so die Ökonomin und
China-Expertin Diana Cheylova.
„Trotz des WTO-Beitritts wurde China nie zu einer vollwertigen
Marktwirtschaft, wie es die Amerikaner erwartet hatten“, sagte sie und
fügte hinzu, dass das chinesische Volk der Hauptnutznießer der
Globalisierung sei, während die arbeitende Bevölkerung in der westlichen
Welt, relativ gesehen, zurückbleibt.
Das Wirtschaftswachstum Chinas hat sich seit dem WTO-Beitritt des Landes dramatisch beschleunigt.
Chinas handelsverzerrende Praktiken, unterstützt durch
Chinas Währungsmanipulation und -fehlausrichtung und seine Niedriglöhne
und Unterdrückung der Arbeiterrechte“,
führten laut dem Economic Policy Institute zu einem Verlust von 3,4 Millionen Arbeitsplätzen in den USA.
“Globalisierung kann nicht enden“
William E. Brock, ehemaliger Senator und US-Handelsbeauftragter unter
Präsident Ronald Reagan, glaubt, dass es schwer ist, die Globalisierung
zu stoppen. Deshalb sei es wichtig, dass sich die Vereinigten Staaten
wieder zu einem regelbasierten globalen Handelssystem bekennen, anstatt
eine isolationistische Haltung einzunehmen.
Die Globalisierung kann nicht enden. Die Welt ist jetzt zu integriert. Es wäre unmöglich, die Globalisierung aufzuhalten“,
sagte Brock der Epoche Times.
Sie würde weiter wachsen, fügte er hinzu, aber „die Art und Weise,
wie sie wächst, könnte für einzelne Länder sehr positiv oder negativ
sein“. – „Sie haben Länder, die verzweifelt versuchen, sich aus der
Armut zu befreien. Sie haben ein dringendes Interesse daran, Geschäfte
über Staatsgrenzen hinweg zu tätigen“, sagte er.
Während seiner Amtszeit als US-Handelsvertreter wurde Brock als einer der Gründerväter der WTO angesehen.
Brock verteidigte die WTO, räumte aber ein, dass die Organisation
nicht auf missbräuchlich Handelspraktiken durch Länder wie China
reagiert hat.
Ich stimme zu, dass frühere US-Regierungen zwar darüber gesprochen aber nichts dagegen unternommen haben“, sagte er.
Brock argumentiert, dass Zölle eine ineffektive Waffe und eine kurzfristige Steuer für US-Verbraucher sind.
Daher sollte die US-Regierung ihre Unterstützung für die WTO
beibehalten und sicherstellen, dass „sich alle an die Regeln halten“,
sagte er und fügte hinzu, dass „das amerikanische Volk einen enormen
Anteil an einer Handelswelt hat, in der die Globalisierung weitergeht“.
Jeder fünfte Arbeitsplatz in Amerika ist direkt vom internationalen Handel abhängig.“
Anstieg der Ungleichheit
Laut Weltwirtschaftsforum hat die Globalisierung die Vermögenslücke
zwischen reichen und armen Nationen in den letzten Jahrzehnten deutlich
verringert. Sie hat aber auch zu einer größeren Ungleichheit innerhalb
der westlichen Länder geführt.
Die Kluft zwischen Arm und Reich in den Vereinigten Staaten hat nach
den neuesten Daten des Census Bureau den höchsten Stand seit fünf
Jahrzehnten erreicht.
Ich denke, was in der amerikanischen Wirtschaft und
Gesellschaft passiert, ist eine sehr deutliche Erinnerung an die
Notwendigkeit, die Globalisierung zu überdenken und zu reformieren“,
sagt O’Sullivan.
Er glaubt jedoch, dass die Globalisierung nicht der
Hauptverantwortliche für die zunehmende Ungleichheit in den Vereinigten
Staaten ist.
„Die Menschen missdeuten das was auf den Straßen von Detroit und
Pittsburgh passierte – beide erlebten einen Niedergang und leben jetzt
wieder auf – als Folge der Globalisierung. Eigentlich beruhte es
ausschließlich auf den Entscheidungen, die die Amerikaner und ihre
Führer getroffen haben“, sagte er.
„Wenn man eine Liste der am stärksten globalisierten Länder der Welt
erstellt, sind viele von ihnen kleine, offene Volkswirtschaften, wie die
Niederlande, Schweden, Irland und die Schweiz. Und nur wenige von ihnen
haben ein Problem mit Ungleichheit.“
Das Original erschien in The Epoch Times (USA) (deutsche Bearbeitung von al)
Originalartikel: Crisis in World Trade Signals Globalism’s Failure
Dieser
Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss
nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland
wiedergeben.