https://philosophia-perennis.com/2022/06/07/warum-wir-dringend-putinversteher-brauchen/
Gabriele Krone-Schmalz erläuterte schon im Jahr 2015 im ausführlichen „artour“-Interview, was in der öffentlichen Debatte über Russland und in der Russlandpolitik schiefläuft: „Nur wer versteht, was Sache ist, kann vernünftig handeln.“
Der Anlass des Interviews: Im Jahre 2015 veröffentlichte Krone-Schmalz ihr Werk „Russland verstehen. Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens“:
Sie „charakterisiert darin die russische Politik im Ukraine-Konflikt als ‚weitgehend defensiv‘; ihrer Meinung nach tragen die Europäische Union und die USA die Hauptverantwortung für den Konflikt, weil sie beide durch eine von Krone-Schmalz wahrgenommene Expansionspolitik die Sicherheitsinteressen Russlands missachtet hätten. Sie geht außerdem davon aus, dass die politischen Verhältnisse in der Ukraine von außen massiv beeinflusst wurden, um einen Regime Change herbeizuführen.“
„Verstehen wollen“ ist schon verdächtig
Dabei spielt im letzten Drittel des Interviews der Vorwurf der „Putinversteherin“ eine wichtige Rolle. Anlässlich der Tatsache, dass die Politikwissenschaftlerin Guérot nach ihrem Auftritt bei Lanz zur neuen Staatsfeindin Nummer eins aufgebaut wird, bemerkt der großartige Milosz Matuschek in seinem neuesten Beitrag auf „Freischwebende Intelligenz“:
„Es ist seit Längerem unübersehbar, dass jede Wortmeldung, die sich auf das «Verstehen» dieses Konflikts bezieht, bekämpft wird. Denn «verstehen wollen» ist schon verdächtig. Zu verstehen gibt es hier nichts, nur zu tun. Es geht schließlich um den Sieg über Russland. Eine Position, wie die des Chicagoer Politikwissenschaftlers John Mearsheimer im «Economist», dass der Westen womöglich eine Mitschuld an diesem Konflikt hat, darf bei uns keinen Platz haben und wird zum geistigen Sperrgebiet erklärt. Die banale Erkenntnis, dass kein Konflikt vom Himmel fällt, Stichwort NATO-Osterweiterung oder Biowaffenlabore der USA in der Ukraine, ist ketzerisch.“
Reitschuster gegen Krone-Schmalz
Übrigens: Für die zahllosen ehemaligen Reitschuster-Fans, die nun von dessen bildzeitungsähnlicher Kriegspropaganda enttäuscht sind, ist es interessant zu wissen, dass Reitschuster bereits 2017 große Probleme mit dem sachlichen und friedensfördernden Ansatz von Krone-Schmalz hatte:
„Boris Reitschuster kommt in seiner ausführlichen Analyse in der Huffington Post zu dem Schluss, die Darstellung von Krone-Schmalz stimme mit Mustern der russischen Propaganda überein und sei ein beschönigendes ‚Weißwaschprogramm für den russischen Präsidenten Wladimir Putin‘, dessen Rhetorik, Denkmuster und Argumentationslinien sie weitgehend teile.“ (Quelle)
"Putin war in seiner ersten Amtszeit eine Chance für Europa" | artour | MDR
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