http://www.neopresse.com/politik/naherosten/praesident-assad-im-interview-mit-der-prawda/?utm_source=Beitr%C3%A4ge+des+Tages&utm_campaign=9fa196d265-Daily_Latest&utm_medium=email&utm_term=0_232775fc30-9fa196d265-120279501
„Komsomolskaja Prawda“: Vielen Dank, Herr Präsident. Für
mich eine große Ehre und Freude, Sie zu treffen… die Situation in Syrien
wird immer gefährlicher und unberechenbarer. In den Konflikt zieht es
immer mehr Teilnehmer und Spieler. Zum Beispiel, wer kämpft jetzt in
Syrien? Iran, Libanon (ich meine die Hisbolla), Russland , Türkei,und
eine Koalition von Willigen unter Führung der USA. China zeigt sein
Interesse. Sind Sie nicht beunruhigt, dass dieser Konflikt in einen
Dritten Weltkrieg eskalieren kann? Oder ist es bereits der Beginn des
Dritten Weltkriegs?
Bashar Al-Assad: Erstens, wenn man über ein Problem spricht,
dann muss man über die Quelle des Problems reden: Das ist der
Terrorismus. Egal, wer sich jetzt in die syrischen Angelegenheiten
einmischt. Das Wichtigste ist, wer unterstützt die Terroristen täglich
und stündlich? Das ist das Hauptproblem. Wenn wir dieses Rätsel lösen,
dann wird dieses komplizierte Muster, wie Sie es beschrieben haben, an
Bedeutung verlieren. Wir können dieses Problem lösen. Weil: Die Frage
besteht nicht darin, welche Länder mischen sich jetzt in die
Angelegenheiten des Landes ein, sondern darin, welche Länder
unterstützen die Terroristen? Weil Russland, Iran und Hisbolla sind
unsere ständigen Verbündeten und sie sind hier auf legaler Basis. Sie
kämpfen gegen Terroristen, aber es gibt andere Länder, die sich gerade
mit dem Ziel der Unterstützung der Terroristen einmischen. Deswegen
liegt die Hauptfrage nicht in der Anzahl der Spieler sondern die
wichtigste Frage ist, wer von denen den Terrorismus unterstützt.
Zweitens, bezüglich des Dritten Weltkriegs. Dieser Begriff
wird häufig verwendet – vor allem nach der jüngsten Eskalation über die
Lage in Syrien. Heute erleben wir eine Situation, die dem kalten Krieg
ähnelt. Das ist etwas, was erst vor kurzem begann, deswegen denke ich,
dass der Westen und insbesondere die USA mit dem kalten Krieg gar nicht
aufgehört haben, auch nicht nach dem Zusammenbruch der UdSSR.
„Komsomolskaja Prawda“: Ja, er geht weiter.
Bashar Al-Assad: Es gibt viele politische Szenen in diesem
Prozess, und Syrien ist eine der wichtigsten. Wir sehen eine Eskalation
des Konflikts, aber das wichtigste gegnerische Ziel ist die Erhaltung
der amerikanischen Hegemonie über die Welt, nicht zuzulassen, dass
irgendjemand einen Partner dagegen auf der politischen oder der
internationalen Bühne sucht und findet, sei es Russland oder sogar
US-Verbündete im Westen. Deshalb liegt der Geruch des Krieges, den Sie
beschreiben, der eines Dritten Weltkrieges, geradezu in der Luft, aber
es ist noch keine direkte militärische Konfrontation. Obwohl es hat
bereits militärische, terroristische und politische Komponenten. Sie
haben also Recht in ihrem Vermutung, aber Syrien ist nur ein Teil dieses
Krieges.
„Komsomolskaja Prawda“: Aber Sie sagten, dass Syrien ist zu
einem wichtigen Schauplatz dieses Krieges geworden sei. Es ist klar,
Syrien ist ein großes Land, Sie haben Öl, aber Sie sind doch nicht ein
Global-Player wie Saudi-Arabien. Warum gerade Syrien?
Bashar Al-Assad: Hier gibt es viele Aspekte. Wenn wir über
den regionalen Konflikt reden, so hat Syrien gute Beziehungen mit dem
Iran, Saudi-Arabien jedoch will den Iran komplett zerstören in jeder
Hinsicht und aus verschiedenen Gründen. Deshalb wollen sie, dass Syrien
sich mit dem Rücken zum Iran dreht. Weil die Zerstörung Syriens negative
Auswirkungen auf den Iran haben wird. Ich sehe es so. Der Westen, der
die langjährige Zusammenarbeit zwischen Russland und Syrien beobachtet,
setzt darauf, dass die Zerstörung Syriens einen ebenfalls negativen
Einfluss auf Russland nehmen kann.
Aber es gibt noch etwas: Die historische Rolle Syriens
nämlich. Seit Jahrhunderten war und ist Syrien die Quelle der
geopolitischen Dynamik im Nahen Osten. Daher war die Kontrolle über
Syrien schon in der Zeit der Pharaonen (noch vor Christi) äußerst
bedeutend. Für Syrien wurde es geradezu gewöhnlich, stets zu kämpfen –
gegen die Pharaonen, gegen die Hethiter. . .
Es ist eine historische Erfahrung. So hat Syrien eine gute
strategische Lage am Mittelmeer und hier verläuft die Trennlinie
zwischen verschiedenen Kulturen. Deshalb ist eine Kontrolle über Syrien
wichtig für die Kontrolle über die gesamte Region.
Und dann tritt Syrien auf als ein unabhängiges Land aber der
Westen akzeptiert niemals die Unabhängigkeit von Ländern, egal ob es
das kleine Syrien oder das große Russland ist…
Was haben sie denn für Probleme mit Russland? Denn das
schützt doch nur sein Recht „Ja“ oder „Nein“ sagen zu können. Aber der
Westen will, dass alle ihm ständig zustimmen. Das gleiche Problem hat
also Syrien mit „dem Westen“.
„Komsomolskaja Prawda“: Einige westliche Medien behaupten,
dass der Krieg in Syrien zu einem direkten Konflikt zwischen Russland
und den USA geworden ist. Würden Sie dem zustimmen?
Bashar Al-Assad: Ja, aus einem einfachen Grund. Als ich am
Anfang sagte, dass das Problem im Terrorismus liegt, meinte ich
folgendes. Russland will den Terrorismus bekämpfen, nicht nur wegen
Syrien und nicht nur wegen Russland. Sie kämpfen für die ganze Region,
für ganz Europa und für die ganze Welt. Die Russen verstehen, dass der
Terrorismus stetig wächst, seitdem die Amerikaner sich seit dem Krieg in
Afghanistan in den frühen Achtzigern bis zum heutigen Tage sicher sind,
dass der Terrorismus eine Trumpfkarte ist, die sie jederzeit auf den
Tisch werfen können. Sie können sie in der Tasche behalten oder sie,
wenn es ihnen notwendig scheint, ziehen. Deshalb sprechen wir hier von
verschiedenen Ideologien, über verschiedene Ansätze. Deshalb ist der
russisch-amerikanische Konflikt ein ganz natürlicher. Selbst wenn es
einen Dialog zwischen USA und Russland gibt, sprechen sie über absolut
verschiedene Dinge.
„Komsomolskaja Prawda“: In der Region entstand ein neuer
Spieler. Was ist Ihre Meinung über die Rolle der Türkei in diesem Krieg?
Bashar Al-Assad: Die Türken behaupten, dass sie durch ihre
Bombardierungen, Truppen und lokalen gemäßigten Kräften den ISIS
bekämpft hätten. In der Tat übergeben sie jedoch einfach die Kontrolle
über das Gebiet an jene Kräften, die sie zuvor selbst aufgebaut haben.
„Komsomolskaja Prawda“: Kann Russland mit der Türkei zusammenarbeiten?
Bashar Al-Assad: Die russisch-türkischen Beziehungen sehe
ich positiv. Obwohl Russland und die Türkei unterschiedliche Ansichten
und unterschiedliche Positionen haben . Russland gründet seine Politik
auf dem Völkerrecht, auf der Achtung der Souveränität anderer Länder und
dem Bewusstsein der Gefahr der Ausbreitung von Terrorismus in der
ganzen Welt. Die türkische Seite jedoch respektiert nicht die
Souveränität Syriens und sie unterstützt die Terroristen. Wir sehen hier
zwei verschiedene Pole die einander vielfach widersprechen. Aber durch
diese neue Annäherung zwischen der Türkei und Russland ist unsere
einzige Hoffnung, dass Russland in der Lage wird, die türkische Politik
zu beeinflussen und zu verändern. Und ich bin sicher, dass das erste
Ziel der russischen Diplomatie in Bezug auf die Türkei in diesen Tagen
der Wunsch ist, die Schäden zu verringern, die durch die Türkei in
Syrien entstehen könnten. Ich hoffe, dass die Russen in der Lage, sie zu
überzeugen, die Unterstützung der Terroristen und den Fluss von Geld
und Söldnern über die türkische Grenze zu stoppen. Ich denke, das ist
die Weisheit der russischen Regierung, weil die gute Beziehungen mit dem
türkischen Volk wollen. Und das ist völlig richtig.
„Komsomolskaja Prawda“: Für mich ist sehr seltsam, dass der
ISIS mit seiner Ideologie nie Israel bedroht und Israel nie den ISIS
bedroht. Es sieht aus wie eine Vereinbarung zwischen ihnen… Vielleicht
ist es keine Freundschaft, sondern Neutralität. Warum ist das so? Und
was ist Israels Rolle in diesem Krieg?
Bashar Al-Assad: Nicht nur der ISIS, nicht nur die
Al-Nusra-Front, sondern jeder Terrorist mit einer Waffe in der Hand, die
Syrien tötet und zerstört, wird von Israel unterstützt. Manchmal tut
Israel dies indirekt, indem es geheime Informationen an die Terroristen
liefert; manchmal durch direkte Intervention wenn er auf die Positionen
der syrischen Armee einschlägt. Warum? Weil Israel in Syrien einen Feind
sieht.
Und für sie erscheint jede Schwächung des Staates, der Armee
und der Gesellschaft Syriens als hilfreich und behindert somit den
Friedensprozess voranzubringen. Der Preis den sie zahlen müssen ist die
Rückgabe der von ihnen besetzten Golan-Höhen. Also für Israel ist es so:
Wenn Syrien sich sich mit etwas Anderem beschäftigt, kann es sich nicht
dem Problem der Golanhöhen beschäftigen. Syrien kann nichts tun, um
sein Land zurückzubekommen. Und deshalb unterstützt Israel jeden
Terroristen gegen und in Syrien und es gibt keine Widersprüche zwischen
Israel und solchen Organisationen wie Al-Nusra, ISIS oder mit jeder
Gruppierung, die in Zusammenhang mit Al-Qaida steht.
„Komsomolskaja Prawda“: Ich bereiste Syrien. Ihre Armee ist
ausgeblutet, das ist offensichtlich. Aber andererseits, wenn ich die
Cafés in Damaskus sehe, gefüllt mit jungen Männern die dort am Morgen
ihren Kaffee trinken, fragte ich: Wer sind diese junge Männer? Es wurde
mir gesagt, es seien die Studenten. Danach sehe ich Fitness-Center mit
jungen Männern, die dort ihre Muskeln zeigen. Was machen sie hier?
Schicken Sie doch einfach alle an die Front! Ich verstehe nicht, warum
es keine Generalmobilmachung gibt, wie zum Beispiel Russland im Großen
Vaterländischen Krieg machte.
Bashar Al-Assad: Wir haben jetzt eine nur teilweise
Mobilmachung. Warum teilweise? Weil die Allgemeine Mobilmachung
bedeutet, dass Jeder kämpfen gehen sollte. Dies bedeutete: Keine
Studenten mehr, keine Professoren an den Universitäten, keine Lehrer in
den Schulen, keine Arbeiter in den Fabriken, keine Bauarbeiter und
Fahrer und absolut alle müssten nur für die Regierung und das Militär
arbeiten. Alles wird ausschließlich Bestandteil des Krieges. So etwas
wäre normal, wenn der Krieg ein paar Wochen oder ein paar Monate dauern
würde, aber für diesen Krieg, die nun schon seit sechs Jahren andauert,
hieße das Lähmung der Gesellschaft und Lähmung des Landes. Sie können
einen Krieg mit einer gelähmten Gesellschaft nicht gewinnen. Und deshalb
muss man eine Balance zwischen dem Krieg und den grundlegenden
Bedürfnissen der Gesellschaft erhalten und ihren Universitäten,
Krankenhäusern und sozialen Diensten. Deshalb ist aus unserer Sicht ein
solches Gleichgewicht von entscheidender Bedeutung.
„Komsomolskaja Prawda“: Obwohl ich nicht Arabisch verstehe,
aber wenn ich ihr Fernsehen schaue, scheint mir dass in diesem Land
Frieden herrscht. Sehr wenig wird über den Krieg gesagt. Es gibt
Sportsendungen, Babysendungen, Sendungen für Schüler. Ich sage zu mir
selbst: „Oh Gott! Ich höre Explosionen in der Stadt, aber sie tun so als
ob nichts geschieht“. Ich denke, das ist zu viel. Wenn Sie Patriotismus
in den Menschen erwecken möchten, müssen Sie ihnen doch sagen: „Jungs!
Wir haben hier einen großen Krieg!“ So sollte es jedes Land tun. Ich
sehe hier keinen Frieden!
Bashar Al-Assad: Unsere Medien sind nicht losgelöst von der
Situation. Wir müssen das reale Leben zeigen und gleichzeitig den
Menschen die Möglichkeit, einer wenn auch nicht völlig normalen Existenz
aufzeigen. Wenn wir nicht weiterleben, dann werden die Terroristen uns
besiegen, denn das ist ihr Ziel.
Wenn wir über den Krieg reden, der Krieg ist für uns nicht
nur die Front. Krieg betrifft alle Bereiche des Lebens. Der größte Teil
dieses Krieges ist nicht nur der Terrorismus. Wir haben auch einen
parallelen Krieg. Es ist ein Wirtschaftskrieg. Wir stehen unter Embargo.
Wir müssen alles tun, dass das Rad der Wirtschaft weiter rotieren kann.
Deswegen müssen wir alle unsere Bemühungen auf das Leben richten. Denn
ohne dieses normale Leben würde die gesamte Wirtschaft stoppen. Wenn
alle sich in den Häusern wegen des Krieges verbergen, werden wir nichts
produzieren.
„Komsomolskaja Prawda“: Warum haben Sie Russland erst im
kritischen Moment um Hilfe gebeten? Als es fast alles eingestürzt und
sogar Ihr Leben in Gefahr war?
Bashar Al-Assad: Die Beziehungen zwischen Syrien und
Russland sind traditionell gute und sogar in der schlimmsten Zeit nach
dem Zerfall der UdSSR waren sie nicht schlecht.
„Komsomolskaja Prawda“: Deswegen konnten Sie aber vielleicht doch viel früher um Hilfe bitten?
Bashar Al-Assad: Wir baten von Anfang an um Hilfe, aber die
Eskalation des Konflikts erreichte erst im vergangenen Jahr ein höheres
Level. Davor gewann die syrische Armee. Aber sobald unsere Gegner sahen,
daß wir in Offensive gehen, wurde sofort die Zahl von
Terroristen-Söldner aus dem Ausland erhöht. Es kamen immer mehr
Ausländer aus verschiedenen Ländern. Aus mehr als hundert Ländern! Und
Syrien ist ein kleines Land mit einer kleinen Bevölkerungszahl. Deswegen
brauchen wir Hilfe von unseren Freunden. Zunächst intervenierten der
Iran und die Hisbollah aber erst die russische Intervention, die einer
Großmacht, veränderte entscheidend das Gleichgewicht der Kräfte zu
unseren Gunsten. Deshalb war es für uns natürlich die Russische
Föderation um Hilfe zu bitten. Die Russen hatten uns auch früher
geholfen, natürlich das war nicht die Hilfe der Luftstreitkräfte, aber
sie schickten uns alles! Sie versorgten uns mit notwendiger Logistik.
Sie lebten sogar mit uns. Wir haben russische Militär-Experten, die seit
Jahrzehnten hier leben.
Im Jahr 2014 haben die Russen konstatiert, dass die Balance
sich dank der Unterstützung des Westens und anderer Länder,
Saudi-Arabiens, der Türkei und Katar zugunsten der Terroristen verschob.
Deshalb waren die Russen bereit für die direkte Intervention. Und wir
haben Russland eingeladen. Wir vertrauen Russland und seiner Politik.
Die russische Politik basiert auf Moral und nicht nur auf Interessen.
Wir wissen, dass sie uns bei der Vernichtung des Terrorismus nicht
deswegen unterstützen, weil sie etwas von uns wollen. Bis zu diesem
Zeitpunkt haben sie uns um nichts gebeten. Diese Faktoren haben die
syrische Regierung und mich dazu bewogen, Russland um Hilfe zu ersuchen.
„Komsomolskaja Prawda“: Vor der sogenannten „Revolution“, da
bin ich mir sicher, dass Sie Angebote von Ihren gegenwärtigen Feinde
erhalten haben. Vielleicht nennen Sie ein paar Angebote. Was wollten sie
von Ihnen? Ich habe gehört, dass Katar eine Gas-Pipeline durch Syrien
ziehen wollte. Ist es wahr?
Bashar Al-Assad: Die Angebote begannen erst nach der Krise.
Weil unsere Gegner die Krise nutzen wollten, um uns zu erpressen. Sie
sagten: Falls wir das tun, was sie wollen, werden sie uns helfen.
„Komsomolskaja Prawda“: Was wollten sie denn von Ihnen?
Bashar Al-Assad: Vor dieser Krise wollten sie uns indirekt
ausnutzen. Sie machten uns keine Vorschläge, sondern versuchten, uns zu
überzeugen das zu tun, was Ihnen wichtig ist. Damals war das weltweite
Problem das nukleare Dossier des Iran. Sie forderten, dass Syrien den
Iran zum Verzicht auf seine Interessen überzeugen sollte. Frankreich
forderte es und Saudi-Arabien wollte, dass wir uns ohne Erklärung vom
Iran abwenden. Nur einfach so, weil sie den Iran hassen.
„Komsomolskaja Prawda“: Wollten sie wirklich eine Pipeline durch Syrien ziehen?
Bashar Al-Assad: Nein, sie haben nicht darüber gesprochen,
weil in diesem Fall Syrien zu einem wichtigen Akteur in der
Energiebranche geworden wäre. Die Pipeline sollte im Osten vom Iran
durch den Irak und Syrien zum Mittelmeer gezogen werden. Eine andere
Pipeline soll ab den Golfstaaten durch Syrien nach Europa kommen. Ich
denke, dass der Westen Syrien nie erlauben würde, so einflussreich
werden, weil Syrien keine westliche Marionette ist. Wir denken, dass
dies einer der Faktoren des Krieges war, obwohl es nie direkt erwähnt
wurde. Aber zu Beginn des Krieges dann erhielten wir ein direktes
Angebot von den Saudis.
„Komsomolskaja Prawda“: Von den Saudis?!
Bashar Al-Assad: Die Saudis sagten, dass sie mir helfen
werden, wenn wir uns vom Iran abgewendet und den Bruch aller Beziehungen
mit dem Iran angekündigt hätten. Sehr einfach und direkt.
„Komsomolskaja Prawda“: Sie sagten in einem Interview, dass
es ein schwieriger Krieg ist, weil man zwar Terroristen töten könnte,
aber nicht die Ideologie dahinter. Als ich an der Front mit syrischen
Offizieren sprach, haben sie mir gesagt: „Wie kann man mit einem Mann
kämpfen, der keine Angst vor dem Tod hat?! Für ihn ist er Glück, denn
auf ihn warten 72 Jungfrauen im Paradies. Unsere Soldaten aber sind
normale Menschen, sie haben Angst vor dem Tod“. So dass also die
Ideologie nicht gleich ist. Der spirituelle Geist der Terroristen ist
sehr stark. Wie kann man eine solche Ideologie töten?
Bashar Al-Assad: Sie haben Recht. Wenn Sie über diese
ideologischen Kämpfer oder Terroristen sprechen, die gegen unsere Armee
kämpfen, dann ist die einzige Möglichkeit sie zu bekämpfen die
Liquidation. Es gibt keinen anderen Weg. Sie brauchen keinen Dialog. Ja
und es gibt keine Zeit für Dialog. Wir müssen unsere Bürger schützen und
deshalb müssen wir die Terroristen liquidieren. Obwohl dies nicht
genug. Es ist wie in einem Videospiel – sie entstehen immer wieder. Du
tötest einen Terroristen und an seiner Stelle erscheinen zehn neue. Und
es gibt kein Ende.
Das wichtigste auf allen Ebenen ist die Bekämpfung dieser
Ideologie, die wir mit einer besseren, ebenso starken, aber mäßigeren
ersetzen müssen. Es ist unmöglich gegen Radikalismus im Islam mit einer
anderen Ideologie, außer der eines gemäßigten Islam zu kämpfen. Das ist
der einzige Weg. Aber es braucht Zeit und Arbeit mit der neuen
Generation.
Und die Hauptsache: Den Fluss des Geldes stoppen, das die
Saudische Regierung, Ihre NGOs und deren Institutionen für die Förderung
der Ideologie der Wahhabiten auf der ganzen Welt zahlt. Man kann nicht
sagen: Ich werde diese Ideologie bekämpfen und es gleichzeitig den
Scheichs und Imams erlauben, in ihren Koranschulen für diese dunkle
Ideologie zu werben. Es ist unmöglich, aber genau dies geschieht im
Westen.
Wir reden von der dritten und vierten Generation derjenigen
Muslime, die in Europa sind, aber jetzt schicken sie uns diese
Terroristen aus Europa selbst. Sie lebten nie in dieser Region, sie
können Arabisch weder sprechen, geschweige denn lesen oder schreiben,
haben den Koran nie gelesen, aber sie sind Extremisten, weil der Westen
die Infiltration abrahamitischer Ideologie in der EU aufkommen ließ.
Deshalb beschäftigen wir uns mit verschiedenen Dingen. Wir müssen mit
ihrer starken Medien umgehen können, die mit Petrodollars von
Saudi-Arabien und den Golfstaaten finanziert werden und die Extremismus
propagieren. Was sollen wir damit tun? Es erfordert eine Menge
parallelen Bemühungen. Aber es ist die einzige Möglichkeit, sie zu
besiegen. Wir sind gezwungen, die Terroristen körperlich zu vernichten,
auch wenn es nur ein Teil der Lösung, aber nicht die ganze Lösung ist.
„Komsomolskaja Prawda“: Ich fühlte immer etwas mystisches in
diesem Kampf um Damaskus, und erst danach habe ich verstanden, warum
dorthin so viele Söldner kommen. Ein islamischer Theologe erklärte mir,
dass sie wirklich glauben, dass in der syrischen Stadt Dabik die
Apokalypse stattfinden wird, die wichtigste Schlacht zwischen „Gut“ und
„Böse“. Deshalb sind sie jetzt in Bereitschaft dafür. Ich war zum
Beispiel in Bosnien, und viele Fanatiker haben mir dort gesagt: „Wir
fahren nach Dabik!“ Es ist ihnen ernst und ich habe keine Ahnung, wie
man dagegen ankämpfen kann.
Bashar Al-Assad: Ganz richtig!
„Komsomolskaja Prawda“: Weil das eine riesige Propagandaaktion ist: „Geht nach Dabik! Geh nach Syrien!“
Bashar Al-Assad: Das ist wie ein heiliger Ort für den Kampf.
Wenn du in den Himmel kommen willst, musst du durch Syrien gehen.
Sterbende an einem anderen Ort kommen nicht in den Himmel. Das ist jetzt
ein Teil dieser Ideologie.
„Komsomolskaja Prawda“: Sie glauben, dass wenn sie in Syrien stürben, sofort ins Paradies kämen?
Bashar Al-Assad: Sie glauben es. Zum Beispiel sind einige
davon überzeugt, dass sie, wenn sie mehr Unschuldige töten, dann ein
Iftar (Frühstück) mit dem Propheten im Ramadan hätten. Sie glauben
daran. Sie sind totaler Gehirnwäsche derart unterzogen, so dass wir sie
nicht einmal besseren Wissens beschuldigen können, sie sind einfach
unwissend. Viele von ihnen sind Jugendliche. Sie werden einfach
ausgenutzt. Das ist eine große propagandistische Maschine, die seit
Jahrzehnten funktioniert, Gehirne wäscht, die den Extremismus in der
islamischen Welt und in der muslimischen Diaspora durchsetzt.
„Komsomolskaja Prawda“: Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen der russischen Hilfe im letzten Jahr?
Bashar Al-Assad: Vor der Hilfe Russlands, trotz dem, dass
hier so genannte amerikanisch geführte Allianz wirkte, deren Handlungen
illusorisch scheinen, wurde nichts unternommen. Der ISIS und die
Al-Nusra-Front rückten näher, hatten eine große Anzahl von Kämpfern.
Darüber hinaus wurde die Rekrutierung von Terroristen verstärkt. Sie
bekamen immer mehr Geld vom Öl für den Export mithilfe der Türkei. Aber
nach der russischen Intervention ist das Territoriums, das von
Terroristen kontrolliert wurde, zunehmend geschrumpft. Die Fakten
sprechen für sich. Die Russen änderten die Balance von Bodentruppen
nicht zu Gunsten der Terroristen.
„Komsomolskaja Prawda“: Bezüglich der kurdischen Frage. Ich
war in Kamishli, ich weiß, dass sie eine Föderation wollen als das
ideale Bild des Staates. Ebenso wie in Russland, wo viele Nationalitäten
sind vereint in einer Föderation. Warum kann Syrien nicht eine
Föderation werden? Keiner der syrischen Kurden hat mit mir über
Separatismus oder einen unabhängigen kurdischen Teilstaat gesprochen.
Sie sagten: Wir wollen in Syrien bleiben, aber wir wollen Autonomie.
Würden Sie dem zustimmen? Kurden sind doch gute Kämpfer gegen den ISIS.
Bashar Al-Assad: Wir müssen die verschiedenen Seiten dieser
Frage klären. Erstens, wir können nicht nur mit einem Teil der Kurden
sprechen ohne Berücksichtigung der Meinung allen lokalen Kurden, ebenso
wie allen Armenier, Tschetschenen, Türken, Araber. Die meisten Kurden
wollen keine Autonomie. Nur ein Teil von ihnen.
„Komsomolskaja Prawda“: Ich meine nicht die Kurden, die in Damaskus wohnen…
Bashar Al-Assad: Ja, aber ich meine auch diejenigen, die im
Norden leben. Nur ein Teil von ihnen spricht über die Autonomie. Und
dann, wenn wir über Föderalismus oder jedes andere System zu reden
beginnen, dann muss das ein Teil der Verfassung sein. Und die Verfassung
drückt den Willen des syrischen Volkes aus. Deshalb müssen Sie, wenn
sie ein besonderes politisches System in Syrien brauchen, die Syrer
selbst überzeugen. Sie können das nicht nur mit mir besprechen…
„Komsomolskaja Prawda“: Meinen Sie, dass es ein Referendum braucht?
Bashar Al-Assad: Das politische System Syriens gehört nicht
mir. Ein Volks-Referendum kann „Ja“ oder „Nein“ sagen. Aber, die Leute,
die kurdischen Föderalismus wollen, berücksichtigen jedoch nicht , dass
die Mehrheit der Bevölkerung im Norden die Araber bilden. Wie kann man
überhaupt in einem solchen Fall über eine kurdische Autonomie im Norden
des Landes reden?
„Komsomlskaja Prawda“: Aber sie haben Kontakte mit den Kurden?
Bashar Al-Assad: Ja, wir führen mit ihnen Verhandlungen.
„Komsomolskaja Prawda“: Sie verhandeln mit ihnen?
Bashar Al-Assad: Natürlich. Immer. Und wir unterstützten sie
während des Krieges gegen den ISIS. Wir schickten die Munition und eure
russische Armee kennt all diese Details.
„Komsomolskaja Prawda“: Als ich durch Ihr Land reiste, habe
ich keine unbewaffnete Opposition gesehen. Ich meine, mit wem können Sie
reden? Haben Sie einen echten Partner in den Verhandlungen? Oder –
Mission impossible?
Bashar Al-Assad: Das ist eine sehr wichtige Frage. Aber wir
müssen das Wort „Opposition“ definieren. Jetzt nutzt die ganze Welt das
Wort „Opposition“ und nennt so jene Menschen, die bewaffnet sind und die
anderen Menschen töten. Sie können sie nicht als Opposition benennen
„Komsomolskaja Prawda“: Ja, das ist ein Problem. Jeder hat eine Waffe. Mit wem reden?
Bashar Al-Assad: Genau. Wenn Sie über die politische
Opposition sprechen wollen, natürlich haben wir eine Opposition. Im Land
gibt es verschiedene politische Bewegungen und Strömungen, die großen
politischen Figuren.
„Komsomolskaja Prawda“: Nennen Sie bitte ihre Namen.
Bashar Al-Assad: Wir haben politische Parteien, viele neue
Personen. Auch wenn sie nicht im Parlament sitzen, wie vor der Krise
aber während der Krise gab es sie. Viele. Es gibt eine ganze Liste
dieser Leute. Viele von ihnen bezeichnen sich als die Opposition. Die
Frage ist nicht, um mit irgendjemandem zu verhandeln, sondern mit denen,
die einen realen Einfluss haben und die Situation ändern können. Nehmen
wir nun an, wir hätten die Opposition versammelt, die patriotischen und
nichtpatriotischen Kräfte, in Syrien und darüber hinaus, und nehmen wir
an, wir hätten mit ihnen alles geklärt und besprochen. Und könnten nun
sagen:
Das ist eine gute Zukunft für Syrien. Die Frage ist nur: Wer
von ihnen wirkt sich auf die Aktionen der Terroristen aus? Wir alle
wissen, dass die meisten dieser Terroristen zu jenen Organisationen
gehören, die im Zusammenhang mit Al-Qaida, ISIS, Al-Nusra, Ahrar Al-Sham
stehen. Die jedoch sind nicht politisch an sich. Sie sind nicht
interessiert an jerdweder anderen Ideologie ausser der ihre, der
wahhabitischen Ideologie. Dies bedeutet, dass selbst alle Verhandlungen
mit der politischen Opposition die Situation nicht ändern würden. Dies
ist der wichtigste Teil des Problems. Und Sie haben die richtige Frage
gestellt: Mit wem von ihnen kann ich verhandeln?
„Komsomolskaja Prawda“: Ja, mit wem?
Bashar Al-Assad: Als Regierung haben wir unsere
Möglichkeiten, Einfluss auf die Situation zu nehmen. Wir kämpfen gegen
Terroristen. Jedoch, was kann all diese Opposition? Das ist die Frage.
Und ich habe keine Antwort darauf. Sie müssen selbst sagen, was sie tun
wollen und was sie tun können.
„Komsomolskaja Prawda“: Alle westlichen Medien beziehen ihre
Informationen über die Situation in Syrien von einer fremden
Organisation der „syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“, aber
ich merkte, dass diese ganze gewaltige, machtvolle Organisation aus nur
einer einzigen Person besteht.
Bashar Al-Assad: Ja, das ist ein Mann, der in London lebt.
„Komsomolskaja Prawda“: Ich kann es nicht verstehen. Für
mich war das ein Schock. Wie können die westlichen Medien ihn als
Informationsquelle nutzen?
Bashar Al-Assad: Ja, weil der Westen das so will! Er braucht
keine Fakten, Fakten und nochmals Fakten. Der Westen braucht
irgendjemanden, der bereit ist westliche Positionen zu fördern, ihre
Position. Bei den meisten Menschen im Westen ist das Gehirn gut
gewaschen, sie „wissen Bescheid“ über Syrien, die Ukraine und Russland.
Westler sind in der Behandlung der öffentlichen Meinung sehr
erfolgreich. Gehirnwäsche ist eines ihrer Werkzeuge und nicht das
einzige. Sie haben eine Vielzahl von solchen Instrumenten, wie z. B.
sogenannte „Weißhelme“.
„Komsomolskaja Prawda“: Wer ist das?
Bashar Al-Assad: In Wirklichkeit sind das die Menschen, die
mit der Al-Nusra zusammenarbeiten, und die auf derer Territorium sind,
was unter Kontrolle von Al-Nusra ist. Wie können sie in dieser Zone
arbeiten, wenn sie die Al-Nusra nicht kontrollieren? Und was wichtig ist
– viele ihrer Weißhelm-Angehörigen feierten den Tod der syrischen
Soldaten direkt über ihre Leichen. Es gibt Videos und Fotos dieser
Barbarei.
„Komsomolskaja Prawda“: Sie meinen, als Amerika die syrische Armee bombardierte?
Bashar Al-Assad: Nicht nur, es war an verschiedenen Orten in
Aleppo. In Aleppo liefen die Kämpfe und sie fotografierten sich vor dem
Hintergrund der Leichen der syrischen Soldaten, die „Weißhelme“
zusammen mit Al-Nusra. Dies ist ein Versuch, das Image von Al-Nusra zu
ändern unter dem neuen Namen „Weiße Helme“. Sie seien gute Menschen, die
bereit sind ihr Leben zu opfern, um anderen Menschen und Kindern zu
helfen. Und dieses emotionale Bild der „unschuldigen Opfer“ ist in der
Lage, auf die öffentliche Meinung im Westen Einfluss zu nehmen.
„Komsomolskaja Prawda“: Und niemand weiß, woher diese Fotos stammen?
Bashar Al-Assad: Nein, sie überprüfen nichts. Es ist ihnen
nicht wichtig. Im Internet kann man fast alles finden. Aber man kann die
Echtheit nicht bestätigen. Man schaut es sich an, hat viele Emotionen,
da das Bild aus Syrien ist immer schwarz-weiß ist. Gute Menschen gegen
schlechte Armee oder schlechten Bashar Al-Assad. Es ist das einzige
Bild, das der Westen für die Bearbeitung der öffentlichen Meinung will.
Um jeder Druck auf uns zu rechtfertigen. Sie unterstützen ein angeblich
gutes syrisches Volk gegen seine angeblich schlechte Regierung. Sie
kennen diese Propaganda.
„Komsomolskaja Prawda“: Was gibt Syrien die Befreiung von Aleppo aus strategischer Sicht?
Bashar Al-Assad: Wir nennen Aleppo einen Zwilling von
Damaskus aus verschiedenen Gründen. Es ist die zweitgrößte Stadt
Syriens. Damaskus ist die politische Hauptstadt und Aleppo ist die
wirtschaftliche Hauptstadt.
„Komsomolskaja Prawda“: Dort existiert keine Industrie mehr. Ich war dort. Alles ist zerstört.
Bashar Al-Assad: Es ist leider wahr. Fast alle
Industriewerke von Aleppo sind nicht in Ordnung. Sie sind demontiert und
in die Türkei transportiert.
„Komsomolskaja Prawda“: Aber wenn sie Aleppo zurückerobern, was ändert sich im Krieg?
Bashar Al-Assad: Erstens ist es ein politischer Sieg auf
strategischer Ebene und nationaler Ebene. Aus militärischen Sicht sind
wir noch nicht in der Lage Al-Nusra zu isolieren. Aber es wird ein
Sprungbrett sein für den Einsatz in Richtung der anderen Städte und
deren Befreiung von Terroristen. Das ist die Bedeutung von Aleppo.
„Komsomolskaja Prawda“: Was ist der nächste Schritt? Wie
können Sie die Kommunikationswege zwischen der Türkei und Idlib
abschneiden? Denn dies ist die Hauptquelle der Versorgung mit Geld,
Waffen und Kämpfern.
Bashar Al-Assad: Das ist unmöglich, weil Idlib liegt direkt
an der türkischen Grenze. Also man kann ihn nicht abschneiden, wir
müssen es komplett von den Terroristen befreien. Wir müssen eine weitere
Säuberung dieser Region durchführen, die Terroristen in die Türkei
zurück schicken, wieder dorthin, woher sie kamen. Oder sie physisch
beseitigen. Wir haben keine andere Wahl. Und Aleppo wird ein Sprungbrett
sein, zu um diese Bewegung starten.
„Komsomolskaja Prawda“: Wie viel etwa von Söldnern überquerten die syrische Grenze in den letzten fünf Jahren?
Bashar Al-Assad: Niemand kann sie zählen, weil es keine
vollständige Kontrolle über die Grenze gibt. Sie überqueren sie
unregelmäßig. Aber es ist eine Schätzung, die ein deutsches Zentrum zur
Untersuchung veröffentlichte. Es wurde die Zahl Hunderttausende genannt.
„Komsomolskaja Prawda“: Hunderttausende?
Bashar Al-Assad: Ja, mehr als Dreihunderttausend. Und ich weiß nicht…
„Komsomolskaja Prawda“: Mehr als Dreihunderttausend?!
Bashar Al-Assad: Ich weiß nicht, ob es korrekte Zahlen sind.
Aber wenn es sogar 100.000 sind, dann ist das eine ganze Armee. Und aus
diesem Grund kämpfen wir gegen sie, aber sie kommen von außen noch
immer mehr und mehr. Hier sprechen wir über Hunderttausend, die aus
verschiedenen Regionen der Welt kommen. Und das ist die Realität. Es
gibt Hunderte von Tausenden von Terroristen in der Welt mit der gleichen
wahhabitischen Ideologie. Das ist keine Übertreibung.
„Komsomolskaja Prawda“: Ich traf mich mit der Opposition im
Jahr 2012 in Istanbul, die damals erklärten, dass sie Menschenrechte
brauchen. Es waren normale Leute ohne Bart und sie tranken Bier im
Ramadan. Ein paar Jahre später wurden sie zu Radikalen… Also wer ist der
Führer von ISIS?! Es sind Offiziere und Generale der ehemaligen Armee
Saddam Husseins. Sie waren doch auch normale Menschen. Wie verwandelten
sie sich in eine Armee von Fanatikern?
Bashar Al-Assad: Dies bezieht sich teilweise auf die
Okkupation des Irak im Jahr 2003. Als die Amerikaner den Irak
vollumfänglich besetzten, einschließlich der Gefängnisse. Und der Führer
des ISIS und seine Clique saßen zu dieser Zeit dort im Gefängnis ein.
Der ISIS wurde im Irak und unter amerikanischer Aufsicht geschaffen.
„Komsomolskaja Prawda“: Kann es sein, dass in diesem Zeitraum nicht der ISIS, sondern Al-Qaida entstand?
Bashar Al-Assad: Im weiteren Sinne ja, aber das Konstrukt dort hatte von Anfang an den Namen „Islamischer Staat Irak“.
„Komsomolskaja Prawda“: Bereits im Jahr 2006? Der IS existierte bereits im Jahre 2006?
Bashar Al-Assad: Natürlich. Bis zum Rückzug der Amerikaner.
So die Amerikaner direkt oder indirekt eine Rolle bei der Schaffung des
ISIS spielten. Als die Terroristen nach Syrien gekommen sind, nannte sie
damals niemand „Al-Nusra“ oder „ISIS“. Man nannte sie einfach „Freie
Syrische Armee“, eine angeblich säkulare Kraft, Kämpfer gegen die
Regierung und die Armee. Aber in der Realität, wenn wir uns im Internet
umschauen, sehen wir die Enthauptung von Menschen schon damals von den
ersten Wochen an. Also, von Anfang an war es eine radikale Bewegung,
aber sie nannten sich die „Freie Armee“. Als es jedoch zu wachsen begann
und es unmöglich war, die wiederholten Verbrechen der Enthauptungen zu
verbergen, war der Westen gezwungen, die Existenz einer „Al-Nusra“
zugeben.
Aber eigentlich ist es auch die „Freie Syrische Armee“. Und
auch das ist der ISIS. Sie haben die gleichen Wurzeln und bewegen sich
aus verschiedenen Gründen von einer Zone in die andere. Die Hauptursache
ihres Handelns ist ihre wahhabitische Ideologie, der zweite Grund ist
die Angst. Dass wenn sie sich nicht bewegen, entwickeln und stärker
würden, man sie beseitigen können würde. Der dritte Grund – das Geld.
Zum Beispiel zahlte vor zwei Jahren der ISIS die höchsten aller Solde.
Deswegen sind viele von der „Freien Syrischen Armee“ und der „Al-Nusra“
dem „ISIS“ beigetreten, schlicht und ergreifend wegen des Geldes. Also,
es gibt viele Faktoren, aber die primären…
„Komsomolskaja Prawda“: … das ist der Fanatismus?
Bashar Al-Assad: Ihr Extremismus ist das einigende Merkmal
aller dieser Organisationen mit ihren unterschiedlichen und wechselnden
Namen.
„Komsomolskaja Prawda“: Darf ich Ihnen eine persönliche
Frage stellen? Im Jahr 2013, als Ihr eigenes Leben in großer Gefahr war,
als Amerika nahe der Entscheidung war, Syrien zu bombardieren, warum
haben Sie da nicht Ihre Familie an einen sicheren Ort geschickt?
Bashar Al-Assad: Wie können wir die Syrer davon überzeugen
in Ihrem Land zu bleiben, wenn ich meine Familie versteckt hätte? Das
ist nicht möglich. Du musst der erste Patriot im Land sein. Du musst der
erste Patriot als Präsident sein. Und deine Familie, und deine
Regierung und deine Umgebung müssen standhaft sein. Du kannst nicht die
Menschen davon überzeugen, dass du es schaffst, dieses Land zu schützen,
wenn du nicht deiner Armee vertraust deine Familie zu schützen.
„Komsomolskaja Prawda“: Ich verstehe, ich verstehe…
Bashar Al-Assad: Das war damals ganz natürlich. Ich habe nie darüber nachgedacht, meine Familie wegzuschicken.
„Komsomolskaja Prawda“: Vielen Dank für das Interview.
Bashar Al-Assad: Danke, dass Sie nach Syrien gekommen sind.
Quelle:
www.kp.ru – Übersetzung:
fit4Russland
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Wer wirklich alles gelesen hat versteht schon etwas mehr zur Problematik. Aber ob wirklich alle Antworten in dieser Art von ASSAD selbst kommen bezweifle ich. Jedoch gefällt mir in diversen Sichtweisen zu wühlen...
lg wolf